Der Beginn einer Reise in der Reise
02.06.2017
Um 4:00 Uhr morgens klopft der Zimmerservice und serviert das Frühstück.
Im Halbschlaf futtern wir ein paar Kleinigkeiten und stopfen den Rest in unsere Taschen.
Kurz darauf sitzen wir auch schon wieder im Auto und sind auf dem Weg zum Flughafen.
Alles geht prima. Wir sind früh und Inlandsflüge sehr unproblematisch.
Die Zeit im Flugzeug nutzt jeder intensiv auf seine Art: Ich schreibe, Dario spielt und die Eltern schlafen.
Auf Flores angekommen, werden wir schon erwartet.
Unser Guide und seine Assistentin stehen parat, um uns und die anderen Gäste, von denen die meisten auch gerade angekommen sind, unter ihre Fittische zu nehmen.
Verteilt auf mehrere Autos geht es los.
Erst zum Hafen, wo unser Gepäck abgeladen wird, dann weiter über die Insel.
Der Guide sitzt bei uns im Auto und erklärt, dass auf vielen der Inseln die Mehrheit der Bevölkerung katholisch ist. Daher gibt es auch viele Kirchen.
Allerdings haben sich die neuen Glaubensrichtungen wie Christentum und Islam mit den alten Bräuchen vermischt.
Daher werden wir heute einen für diese Region typischen Tanz sehen.
Die Veranstaltung findet an einem speziellen Ort, auf einer Hügelkuppe statt.
Traditioneller Tanz auf Flores
Wir werden alle begrüßt und dürfen es uns auf überdachten Sitzgelegenheiten aus Bambus bequem machen.
Die Aussicht ist fantastisch.
Die Schiffsreise wird von zwei Schiffen gemeinsam gemacht und so sind wir heute auch zwei Gruppen.
Wir befinden schon jetzt, dass wir auf dem richtigen Schiff gelandet sind, denn der Guide der anderen Gruppe ist uns sofort unsympathisch.
Im Gegensatz zu unserem ist er kein Indonesier und scheint wenig entspannt.
Von jeder Gruppe wird eine Person als Vertreter gewählt. Für die andere Gruppe eine Dame, für unsere Gruppe Dario.
An uns alle werden Kokosnussschalen mit einem Schnaps ausgeteilt.
Die Vertreter müssen mit dem Dorfältesten anstoßen, der eine lange Rede in seiner Sprache hält.
Ein jüngerer Mann übersetzt für uns. Es ist eine Art Willkommensgruß.
Auch Geldscheine werden ausgetauscht, die den Vertretern von den Guides zuvor in die Hand gedrückt werden.
Und anschließend ohnehin alle in einer Spendenbox landen. Aber dem Ritual muss eben Genüge getan werden.
Zudem erhalten die beiden, und dann auch wir, Betelnüsse.
Das sind die Nüsse, die beim Kauen die Zähne furchtbar schwarz färben.
Sie schmecken ziemlich bitter und sind sehr gewöhnungsbedürftig.
Warum jemand sowas kaut?
Logisch. Es ist eine Droge und macht high.
Dazu muss man allerdings ziemlich lange darauf herumkauen.
Wir versuchen es, doch selbst mit dem Schnaps zusammen merken wir nur wenig.
Vielleicht ist die Menge zu klein, vielleicht halten wir aber auch einfach nicht lange genug durch.
# Kommentar Dario: Bitter, das war der einzige Geschmack den ich die nächsten Stunden im Mund hatte, nachdem ich die Nüsse weit über die Schmerzgrenze hinaus kaute.#
Die Erste Vorstellung ist eine Art Wettkampf, bei der immer ein Mann mit einer Peitsche auf den Schild eines anderen drischt.
Eine Mischung aus Tanz und Kriegsgehabe.
Untermalt wird die Szene von einem kleinen Orchester mit Trommeln und Gongs.
Danach tanzen die Frauen, was weniger aufregend, dafür aber ästhetischer ist.
Und schön ist, dass sie einige von uns zum Mittanzen in ihre Reihen holen.
Am besten gefällt mir allerdings ein Tanzspiel, das darauf folgt.
Drei Frauenpaare, die jeweils zwei lange Bambusse zwischen sich halten, hocken sich auf den Boden.
Die Bambusse liegen dabei so übereinander, dass sie ein Muster aus Rechtecken ergeben.
Dann beginnt leise die Musik wieder zu spielen die Frauenpaare bewegen ihre zwei Bambusse im Rhythmus auseinander und zusammen.
Lücken werden geöffnet und geschlossen.
Weitere Frauen kommen hinzu und hüpfen zwischen die Bambusse, wenn sich gerade eine Lücke öffnet.
Was für ein wunderschönes Spiel!
Vermutlich weil ich die jüngste Zuschauerin bin, oder aber weil sie meine Begeisterung gesehen haben, werde ich dazu geholt und darf mithüpfen.
Allerdings erst, nachdem sie mir die Schrittfolge gezeigt haben.
Der rechte Fuß landet immer zuerst, dann der linke. Dann springt man in die nächste Lücke. Tap, tap und tap, tap und tap, tap und …
Ganz so elegant wie die Dame, die wir den Weg vortanzt, bin ich lange nicht.
Immer wieder komme ich aus dem Takt, aber wenigstens bleibe ich nicht an den Bambussen hängen.
Nach einer Weile wird der Takt schneller und der Weg ein bisschen komplizierter.
Ob ich das schon mal gemacht habe? Auf diese Frage kann ich den Frauen mit einem ehrlichen Nein antworten.
Ein wenig erinnert mich das Spiel aber natürlich an das Seilspringen in der Schule.
Gemeinsam wird noch eine landwirtschaftliche Zeremonie durchgeführt.
Die Männer gehen voraus und stampfen mit Stäben auf den Boden, als würden sie kleine Mulden machen.
Wir Frauen gehen schräg hinter ihnen und tun so, als würden wir aus kleinen Körbchen Samen in Richtung der imaginären Löchern werfen.
Zum Abschluss stellen wir uns für ein Foto auf. Die Veranstaltung ist in der Gegenwart angekommen.
Auf dem Weg zu den Autos entdecken wir eine Ananaspflanze mit Frucht!
Wie wir in Thailand gelernt haben, sind Ananas gar keine arg großen Pflanzen und tragen immer nur eine Frucht, nie zwei gleichzeitig.
Unser Schiff
Jetzt geht es endlich auf´s Schiff!
Im Hafen steigen wir auf kleine Schlauchboote, die uns unserem neuen Zuhause entgegentragen.
Wieder sitzt der Guide bei Dario und mir im Boot.
Wir fragen ihn, ob wir während der Reise irgendwo Lampenöl oder Kerosin kaufen können.
Natürlich erklären wir auch wozu.
Er ist sofort begeistert, aber nicht sicher, ob wir welches kriegen werden.
Im Hafen liegen einige Schiffe und wir sind wahnsinnig gespannt, welches unsere ist.
Es ist ein elegantes, weißes Segelschiff.
Das Schlauchboot legt an einer herabgelassenen Treppe an, auf der man sehr gemütlich das Deck erklimmen kann.
Oben werden wir mit einem Glas voll Smoothie begrüßt. Mmhmmmm!
Ebenso gemütlich sind die Kajüten.
Jede hat ein eigenes Bad mit WC und Dusche. Bis Taillenhöhe ist es sogar mit Naturstein verkleidet.
Die Betten sind für ein Schiff sehr groß.
Traumhaft!
Wieder überlassen wir Norman und Marina die Wahl, denn eines der Zimmer hat nur ein Doppelbett, das andere ein Doppelbett und darüber noch ein Einzelbett.
Sie wählen letzteres, denn es bietet mehr Stauraum.
Und wir sind glücklich mit dem Doppelbett, von dem aus man durch ein Bullauge hinausschauen kann.
Als alle sich eingerichtet haben, gibt es ein kurzes Briefing auf Deck.
Die Reiseroute wird kurz erläutert, den meisten ist sie aber ohnehin vertraut. Und uns interessiert sie wenig. Wir sind an Bord. Wir kriegen schon mit was passiert.
Außerdem kann man stets die Route einsehen, denn sie hängt über der Treppe zu den Kajüten.
Heute ist etwas Zeit, um an Bord anzukommen und die anderen Gäste kennen zu lernen.
Dario und ich sind mit Abstand die jüngsten Gäste an Bord.
Wir sind insgesamt eine kleine Gruppe, denn es gab einen Krankheitsausfall und wir sind zwei Personen weniger als erwartet.
Außer uns sind an Bord: Eine ältere Schweizerin mit ihrer Tochter, ein weiterer Schweizer, ein australisches Paar, ein australischer Single und ein Australier mit seiner indonesischen Frau.
Die Australier scheinen sich alle schon länger zu kennen, sie sind wohl gemeinsam hier.
Später machen wir einen ersten Schnorchelausflug.
Flossen und Brillen sind für alle da, jetzt wissen wir auch, weshalb bei der Buchung Schuhgrößen abgefragt wurden.
Die Unterwasserwelt ist wundervoll. Die schönste, die wir bisher gesehen haben!
Es wimmelt von bunten Fischen und überall sind farbenfrohe Korallen.
Unser sehr sympathischer, farbiger Schnorchel-Guide führt uns auf sehr angenehme und geradezu subtile Weise.
Ganz anders als bei unserer Tour von Gili Air aus, wo der Guide ständig am Rufen war.
Wir sehen Stachelrochen und sogar einen kleinen Hai.
Für Darios Eltern ist es das erste Erlebnis dieser Art und wir kehren alle strahlend aufs Schiff zurück.
Wieder werden wir schon mit einem leckeren Smoothie erwartet.
Zum Sonnenuntergang legen wir vor einer Insel an.
Dario und ich befestigen dünne Schnüre mit Schlaufen an unseren Poi. Die Schlaufen legen wir uns um die Handgelenke.
Nun können wir an Bord spielen, ohne Angst zu haben, dass die Poi bald im Meer versinken werden.
Als die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, wachen die Flughunde auf.
Zu tausenden und abertausenden erheben sie sich aus dem dichten Grün der Mangroven und färben den Himmel schwarz.
Was für ein Spektakel.
Anschließend wird das Abendessen serviert.
Es schmeckt absolut fantastisch! Jetzt sind wir wirklich im Paradies.
Während wir essen, fährt das Schiff wieder weiter. Die Segel werden dazu allerdings nicht gehisst. Ob sie überhaupt je benutzt werden?
Nach dem Abendessen stellt sich die Crew vor. Sie scheinen alle überaus nett und einige albern herum.
Der Kapitän ist allerdings recht ernst, er macht einen sehr verantwortungsbewussten Eindruck.
Kaum dass er sich vorgestellt hat, ist er auch schon wieder ans Steuer verschwunden.
Komododrachen
03.06.2017
Recht früh, aber noch durchaus erträglich, gibt es Frühstück.
Nach dem Schlaraffenland steigen wir aufs Schlauchboot und düsen auf eine Insel.
Hier werden wir hoffentlich Komodowarane sehen.
Zuvor lernen wir natürlich einiges über die berühmten Riesenechsen. Vor allem, wie gefährlich sie sein können.
Sie sehen zwar behäbig aus, können aber über kurze Distanzen extrem schnell rennen.
Und selbst wenn ihr Biss einen nicht direkt tötet, so stirbt man ohne schnelle Behandlung spätestens nach ein paar Tagen.
Erzählt wurde uns, das sei wegen der Bakterien im Mund der Drachen so, doch laut Spektrum handelt es sich um ein Gift (Artikel).
Immer wieder sterben Einheimische und auch Touristen sind den “Drachen” schon zum Opfer gefallen.
Zu unserem Schutz werden wir auf der Insel von einheimischen Männern begleitet, die mit langen, zweizackigen Speeren bewaffnet sind.
Mit denen können sie im Notfall die Echsen fernhalten.
Wir haben Glück, denn vor kurzem hat irgendeine wichtige Persönlichkeit die Insel besucht und man hat die Warane angefüttert.
Das ganze Dorf ist voll von ihnen.
Sie liegen da und sonnen sich.
Perfekt für Fotoshootings.
Selbst in einem Schuppen entdecken wir ein riesiges Vieh.
Aber wie üblich machen wir auch noch einen großen Spaziergang über die Insel.
Er ist wunderschön, aber die Drachen scheinen alle im Dorf zu sein, denn wir sehen keinen einzigen.
Zum Glück kommen wir auf dem Rückweg wieder durch das Dorf und können die beeindruckenden Reptilien noch etwas bewundern.
Diesmal werden wir auf dem Schiff mit einem Becher Eis begrüßt.
An dieses Leben kann man sich leicht gewöhnen!
Und dann steht auch schon bald Strand und Schnorcheln auf dem Programm.
Abends wird an Bord getrunken, musiziert und getanzt.
Leider geht es Dario nicht so gut und wir schauen nur zu.
Da wir trotzdem so lange wie möglich dabei bleiben wollen, machen wir es uns einfach auf dem vorderen Teil des oberen Deck zum Schlafen gemütlich.
Natürlich warm eingemummelt. Es ist wundervoll.
Manta Rochen
04.06.2017
Auf Deck haben wir viel besser geschlafen als in der Kajüte.
Damit steht fest, dass wir nur noch bei Regen diesen Traumhaften Platz unter dem Sternenhimmel verlassen werden.
Heute steht, wie jeden Tag, etwas ganz besonderes auf dem Programm: Manta Rochen.
Nach dem Frühstück klettern wir alle in voller Schnorchelmontur auf die Schlauchboote.
Dann heißt es Ausschau halten.
Einmal springen wir alle umsonst ins Wasser. Aber wir stellen bei diesem “Testlauf” fest, dass der Meeresgrund ganz schön weit weg und die Strömung extrem stark ist.
Hier kann man sich gut vorstellen, dass Leute einfach davongetragen werden und verschwinden.
Aber unsere Schlauchbootführer sind sehr aufmerksam und lassen uns keinen Moment aus den Augen.
Als wir wieder alle an Bord sind, hängt Dario den Kopf während der Fahrt ins Wasser und unterstütz die Suchenden.
Es dauert eine ganze Weile, bis wir Glück haben.
Unter uns schwimmt ein Manta, die Flügelartigen Flossen weit ausgebreitet.
Wunderschön.
Nur Dario und der Tauch-Guide schaffen es tief genug hinab, um schöne Fotos zu machen.
Ich darf wegen meiner Ohrverletzung leider noch immer nicht hinab.
Außerdem ist es ein echter Kampf, den Manta länger als ein paar Sekunden beobachten zu können.
Er schwebt seelenruhig in der Strömung, aber wir müssen wie die Weltmeister kraulen, um nicht davongetrieben zu werden!
Einer nach dem anderen kapitulieren wir und klettern zurück aufs Boot.
Erschöpft und zufrieden.
Auch Traumpaare streiten mal
Zurück an Bord kriegen Dario und ich uns ein wenig über den gestrigen Abend in die Haare.
Weil ich so gerne tanzen wollte und er mir erst so spät gesagt hat, dass es ihm schlecht geht.
Und nun ist diese einmalige Gelegenheit, mit dieser einmaligen Stimmung einfach vorbei.
Da gibt es nichts besseres, als einmal den Mast hinauf zu klettern. Bald schon hängen wir zu zweit in der Takelage und alles ist wieder in Ordnung.
Dario geht es aber leider nicht viel besser als gestern Abend.
Er hat Durchfall und fühlt sich etwas schwach. Ich bin auch ziemlich müde, obwohl es mir glänzend geht.
So bleiben wir an Bord, während die anderen eine weitere Insel mit Komodowaranen besuchen.
Traumblick
Auf eine Wanderung am Nachmittag gehen wir aber mit.
Der kleine Berg sieht einfach zu verlockend aus und wir bereuen es nicht.
Abendessen gibt es heute an einem Strand.
Die Gruppen beider Schiffe treffen hier zusammen und es gibt ein riesiges Buffet.
Am Lagerfeuer packen die Crewmitglieder ihre Instrumente aus und stimmen stimmungsvolle Lieder an.
Es gibt also doch eine zweite Gelegenheit.
Wir tanzen am Feuer unter den Sternen.
Unser Freund, der Fisch
05.06.2017
Wieder ein wundervoller Tag, den wir mit einem Gähnen unter blauem Himmel begrüßen.
Nach dem Frühstück erobern wir einen neuen Strand und gehen Schnorcheln.
Irgendwann bemerke ich, dass ein kleiner Fisch Dario folgt.
Vielleich nutzt der Fisch Dario als Schutz vor größeren, gefährlichen Fischen?
Warum auch immer, der Fisch ist da und bleibt auch da.
Wenn Dario in die Tiefe taucht, wechselt er zu mir.
Sobald Dario wieder hochkommt, wechselt er zurück.
Wer findet ihn? Er ist auf allen drei Fotos.
Nach einer halben Stunde taufen wir ihn ganz unkreativ auf den Namen Fischli und fühlen uns richtig schlecht, als wir ihn schließlich alleine im Wasser zurücklassen.
Wakeboarden im Nirgendwo
Doch es wartet ja schon der nächste Spaß auf uns.
Ein Stand Up Paddle Board wird als Wakeboard missbraucht und wir lassen uns kreuz und quer durch die Bucht ziehen.
Schließlich sogar zu zweit. Wie das ausging? Seht selbst…
Mittags segeln wir weiter. Wie ich den Wind in den Haaren liebe!
Poi spielen wir meist auf dem oberen Deck, Dort gibt es einen kleinen Bereich ohne Sonnensegel, der häufig frei ist.
Er liegt vor der Kommandobrücke, wo unser Kapitän ruhig und sicher dafür sorgt, dass wir unser nächstes Ziel erreichen.
Was für ein Leben! Obwohl es Dario nur zeitweise gut geht, würden wir am liebsten für Monate auf dem Schiff bleiben.
Nachmittags gehen wir wieder schnorcheln.
Und sehen sogar zwei Feuerfische.
Sie sind wunderschön.
Leider verstecken sie sich unter einem Felsen und die Kamera kann nicht mal ansatzweise einfangen, was wir erleben.
Aber so ist das eben mit Erlebnissen. Man kann sie teilen und anderen von dieser Traumwelt berichten, aber erleben kann man sie eben nur selbst.
All die kleinen Details, die guten und die schlechten Gefühle, was jemand zu einem sagt, der erste Fisch und der zweite Fisch, oh und da! Noch ein Fisch, …
Die meisten von ihnen bleiben kleine, einmalige, nie beschriebene Erlebnisse.
Und obwohl wir sie häufig auch schnell vergessen, bilden sie unser Leben.
Sein Leben kann man nur selbst leben.
So schweben die Feuerfische nur wenige Meter von uns entfernt und ihre Flossen bewegen sich langsam und elegant im Wasser.
Abends bringen uns die Schlauchboote auf eine kleine Insel mit einem Dorf.
Die Kinder kommen uns entgegengelaufen.
Sie kennen Narto, unseren Guide, schon.
Wie üblich bringt er etwas für die Kleinen mit. Einen ganzen Sack voll Bälle.
Ich bewundere ihn, denn er ist immer ruhig und gut gelaunt.
Er vermittelt perfekt zwischen Einheimischen und Touristen, behandelt jeden mit Respekt.
Auf diese sympathische Weise führt er uns durchs Dorf.
Er erklärt uns, wie hier die Boote gebaut werden. Alles noch von Hand.
Dann spazieren wir zwischen den Hütten hindurch.
Sie sind sehr einfach gebaut.
Wenn hier eine Flut kommt, ist alles weg.
Aber es ist auch nicht ganz so schwer, wieder Unterkünfte dieser aufzubauen.
Ich frage mich, wie es für die Menschen hier wohl ist, so zu leben.
Oder kennen sie es wirklich nicht anders?
Narto erklärt zu meiner Überraschung, dass viele der Familien zusätzliche feste Häuser auf einer größeren Insel haben, die wir in der Ferne sehen können.
Dort gibt es auch eine Schule.
Auf dieser Insel hier werden besonders kostbare Rinder gezüchtet.
So können die Männer der Familien häufig sogar das höchste Ziel im Leben eines Muslim hier erreichen: Eine Pilgerfahrt nach Mekka.
Eine alte Frau, mit von den Betelnüssen schwarz gefärbten Zähnen, führt auf Nartos Bitte hin vor, wie hier zum Beispiel Curry hergestellt wird.
Mit einem lange Stab drischt sie fachkundig in einen präparierten Baumstamm mit einer tiefen Mulde.
Als wir weitergehen, können wir beobachten, wie zwei neugeborene Zicklein ihre ersten Schritte machen.
Vollkommen gefesselt stehen wir da, ein lächeln auf den Lippen. Sind die süß!
Die Einheimischen schütteln wahrscheinlich alle die Köpfe über uns Touristen.
Der Schiffskoch ersteht ein Huhn.
Gar keine so leichte Sache, denn es muss erst mal eines eingefangen werden.
Es gibt einen großen Aufruhr. Hühner und Menschen rasen durch die Gegend.
Doch schließlich ist es geschafft.
Auf dem Weg zurück an den Strand, werden wir Zeugen einer Hausplatzierung.
Das Gerippe der Hütte ist bereits fertig. Es wird einfach von einer Gruppe Leute auf die Schultern gehoben und an seinen vorgesehenen Platz gebracht.
Wir genießen den Sonnenuntergang und spiele etwas Poi.
Als die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, lassen sich die meisten Touristen zurück aufs Schiff bringen.
Wir bleiben noch, denn vor kurzem hat Narto uns mit einem Kanister voll Kerosin überrascht.
Den hat die Crew bei einem ihrer Einkaufsausflüge, von denen wir nie etwas mitbekommen, besorgen können.
Und heute ist der perfekte Tag, um es zu benutzen.
Wir haben eine wundervolle Kulisse und es geht kaum Wind.
Der Inselsee
06.06.2017
Norman und Marina haben diese Nach auch auf Deck geschlafen.
Für uns steht ja schon lange fest: Wer braucht eine Kajüte, wenn man unter den Sternen schlafen kann?
Es ist einfach wunderschön. (Oh weih, wie oft habe ich das jetzt schon geschrieben?)
Nach dem Frühstück legen wir wieder an einer Insel an.
Auf ihr gibt es einen großen See. Wie wir es schon in Malaysia erlebt haben, liegen Salz- und Süßwasser nicht weit auseinander.
Während die anderen spazieren gehen, baden wir und genießen die Stille.
Am Strand sind ein paar Backpacker, die auch mit einem Schiff da sind.
Bei diesen günstigeren Touren geht es etwas schlichter zu. Da hat zum Beispiel nicht jeder sein eigenes Bad.
Für uns wäre das sicher auch in Ordnung gewesen.
Aber wir genießen unseren Luxus natürlich schon sehr.
Alles andere wäre ja auch blöd, oder?
Gemeinsam spielen wir Volleyball. Dario schaut zu.
Mein Team gewinnt knapp.
Unter vollen Segeln
An Bord steht mal wieder ein Event an: Die Segel werden gehisst!
Die Crew beweist, dass sie durchaus in der Lage ist, das Schiff auf historische Weise zu nutzen.
Selbst der alte Julius klettert behänd in die Takelage.
Wir staunen nicht schlecht.
Mit dem Schlauchboot werden wir abwechselnd um das Schiff herumgefahren, um es in seiner vollen Pracht bewundern zu können.
Und natürlich, um jede Menge Fotos zu machen.
Danach sind wir allerdings nicht sehr lange segelnd unterwegs.
Viel zu bald werden die Segel schon wieder eingeholt.
Aber unser Terminplan ist eben eng.
Abends besuchen wir wieder eine Insel.
Dario möchte nicht mit Spazieren gehen, aber ich fühle mich nach etwas Bewegung.
Hinter dem Dorf liegt ein kleiner Wasserfall.
An einem Seil kann man sich über ihn hinaus schwingen und in das darunterliegende Becken fallen lassen.
Die einheimischen Jungs geben ordentlich an, selbst mit Zigarette im Mund werden Stunts gemacht.
Auch unser Schnorchel-Guide lässt sich nicht foppen und lässt seine Muskeln beim Schaukeln spielen.
Wir schütteln gutmütig die Köpfe. So ein Angeber. Aber nett ist er und seinen Job macht er gut.
Alle mögen ihn, wie auch den Rest der Crew.
Wen ich besonders in Herz geschlossen habe, ist Dea, die Assistentin unsere kulturellen Guides.
Sie ist etwa in unserem Alter und schon ziemlich viel in Indonesien, aber auch im Rest der Welt herumgekommen.
Wir verstehen uns prima und sie erzählt von ihrer Familie.
Sie hat etliche Geschwister und ihre Eltern haben jedem Kind selbst überlassen, welcher Religion es angehören möchte.
Überhaupt herrscht hier ja ein wildes Kuddelmuddel aus Religionen.
Überall findet man noch Reste alten, naturverbundenen Glaubens. Auf Bali vermischt mit dem Hinduismus. Im Rest des Landes mit Christentum oder Islam.
Auch Buddhistische Tempel gibt es.
Übrigens müssen Indonesier einer von fünf großen Religionen (Islam, Christentum, Buddhismus, Hinduismus, Konfuzianismus) angehöhren (Quelle: Wikipedia). Das erklärt, weshalb viele z.B. dem Islam oder Christentum angehören, in Wirklichkeit aber weiter ihrem traditionellen, naturverbundenen Glauben folgen.
Der Künstler Lohn
Als wir zurück an den Strand kommen, ist Dario schon da und hat wieder alles fürs Poispielen vorbereitet.
Während wir abwechselnd die Flammen tanzen lassen, hüpft ein kleiner nackter Junge überglücklich um uns herum.
In seinen Augen spiegelt sich das Feuer, auf seinen Zügen pures Entzücken.
Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, wenn man jemandem ein Erlebnis schenken kann, dass zu den schönsten gehört, die er je hatte.
Heute Abend bin ich sicher, dass wir genau das tun.
Solch uneingeschränkte Freude ist das schönste Geschenk, dass man als Künstler erhalten kann.
Auf Lombok
07.06.2017
Heute ankern wir vor Lombok.
Auf der Nordseite, wo auch der Rinjani Mountaingarden liegt, in dem wir bei unserem letzten Aufenthalt schöne Tage verbracht haben.
Unsere Chauffeure erwarten uns schon am Ufer.
Es geht in ein Dorf, wo wir schon von einigen Frauen erwartet werden.
Sie haben sich emanzipiert und sind hier die Guides. Unterstützt werden sie zum Beispiel von unserem Reiseveranstalter.
Wir werden herumgeführt.
Kaffee ist ein Geschäft und gerade werden viele Bohnen getrocknet.
Tiere und Pflanzen sind Teil des Dorfes, so vieles kann genutzt werden.
Wir erfahren viel über die hiesige Kultur. Hauptsächlich ist sie ein Mischmasch aus dem alten Glauben und neuerdings dem muslimischen Glauben.
Manche Geschichten sind für uns etwas schockierend.
Norman kann nur noch den Kopf schüttelt, als er hört, dass die Frauen sich die Zähne abfeilen.
Dieses Bild ist allerdings erstanden, als sie uns erzählen, dass bei der Hochzeit die Frau dem Mann die Füße wäscht und danach das Wasser trinkt.
Dario grinst und sagt: “Ich finde es sollte anders herum sein!”
Ich liebe ihn!!!
Auf einem Spaziergang durch das dichte Grün in der Umgebung des Dorfes, zeigen uns die Frauen noch einige Pflanzen.
Frischer Kaffee ist natürlich auch dabei. Den kennen wir ja schon von der Farm in Thailand und Dario kaut begeistert darauf herum. Ob das gesund ist, wissen wir allerdings nicht.
Auf der Weiterfahrt halten wir an einigen Ständen. Hier werden unter anderem handgewebte Sarongs verkauft.
Ein Mädchen arbeitet gerade an einem.
Die schönsten Muster sind entsprechend teuer, ich nehme ein recht einfaches.
Einen handgewebten Sarong möchte ich schon haben.
Der große Wasserfall
Anschließend besuchen wir den großen Wasserfall.
Als wir letztes Mal auf Lombok waren, haben wir ihn uns nicht angeschaut.
Wir hatten irgendwie im Ohr, dass wir nochmal herkommen und außerdem war es im Rinjani Mountaingarden so schön, dass wir gar nicht wegwollten.
Der Wasserfall wird seinem Ruhm allerdings gerecht.
Er ist wunderschön und wir stürzen uns mutig ins kalte Nass.
Das Wasser stürzt mit solcher Wucht herunter, dass uns die Wassertropfen wie in einem heftigen Sturm entgegenfliegen.
Langsam kämpfen wir uns auf den glitschigen Steinen vorwärts.
Die reinste Massage und mir etwas fast zu heftig.
Aber das Gefühl, in diesen Wassermassen zu stehen, ist fantastisch und belebend.
Noch ein kleiner Spaziergang durch die Reisterrassen, dann geht es zurück aufs Schiff.
Wir halten die ganze Zeit Ausschau nach dem Rinjani Mountaingarden. Zu gerne hätten wir ihn den Eltern gezeigt.
Doch er kommt nicht in Sicht.
Seine Lage ist einfach zu gut geschützt, zwischen den Hügeln der Reisterrassen.
Dario und Norman stürzen sich noch mutig von der Schiffsrehling ins Wasser.
Das wollen sie sich nicht entgehen lassen.
Und morgen ist unsere Fahrt ja leider schon wieder zu Ende.
Das letzte Abendessen schmeckt nochmal besonders gut.
Dea bekommt die Ehre, den Reishaufen, der aussieht wie ein Berg, zu kappen.
Mangrovenwald
08.06.2017
Ein letzter Ausflug führt uns in einen Mangrovenwald.
Auf kleinen Booten werden wir hindurchgestakt.
Jeden Moment erwarten wir ein Krokodil zu sehen, denn es ist genau diese Filmatmosphäre, kurz bevor etwas unerwartetes und gefährliches auftaucht.
Aber es gibt hier keine und die Fahrt verläuft ruhig und schön.
Dann legen wir die letzte Strecke nach Bali zurück.
Hier sind die Wellen höher als zwischen all den kleinen Inseln und mir wird doch tatsächlich schlecht. Vor allem während des Zusammenpackens in der Kabine.
So schnell wie möglich flüchte ich wieder an Deck und finde bald das perfekte Gegenmittel: Einfach schlafen bis alles vorbei ist.
Als wir vor Bali ankern, wird noch ein letztes Gruppenbild gemacht.
Diesmal auch mit der wunderbaren Crew.
Schweren Herzens verabschieden wir uns und gehen an Land.
Die Aufnahmen in diesem Beitrag stammen von Dario, Elisabeth, Norman und Marina.