WAIMANGU VOLCANIC VALLEY
Tag 81-82 (01.-02.01.2017)

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Wir radeln los, wenn auch mal wieder nicht ganz früh und genießen die Fahrt auf einer speziellen Radstrecke. Teils ist sie sehr angenehm, teils recht abenteuerlich. Einmal geht es sogar ueber liegende Baume, die fürs Mountainbiken abgeflacht und präpariert sind. Abenteuerlich mit unseren Klapperrädern, aber machbar.

IMG_6528IMG_6565IMG_6588Am Abend erreichen wir das Volcanic Valley. Da es bereits geschlossen hat, fahren wir weiter und suchen nach einem Ort zum übernachten. Nur wenige Kilometer weiter werden wir fündig, denn hier gibt es einen schönen Campingplatz am See, wo wir uns niederlassen können.

Am nächsten Morgen radeln wir die kurze Strecke zurück und kaufen ein Ticket fürs Valley. Dann wandern wir, bewundern die dampfenden Seen und machen einige schöne Aufnahmen von der Natur und uns beim Jonglieren.

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Danach fahren wir weiter und entscheiden uns wieder für die Radstrecke statt der Straße. Diesmal weniger erfolgreich, denn immer wieder ist es zu steil oder die Baumwurzeln sind zu dick, sodass wir (vor allem ich) schieben müssen. Aber es ist gleichzeitig wunderschön. Grün und abenteuerlich.

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Wir halten an einem See, der von gelben Schwefelbrocken und roten roten Felsen umgeben ist. Und ja, wir tun was schon viele vor uns getan haben und klettern über einen schmalen Pfad hinab, um über die aufgerissene Erde und die dampfenden Spalten zu wandern. Das Risiko vor Augen schnappen wir uns allerdings einen Stock und prüfen den Untergrund, bevor wir darüberlaufen. Und sind vorsichtig beim Auftreten.

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Schließlich kommen wir tatsächlich an eine Kreuzung und folgen dem Schild „Kerosene Creek“, das wie wir wissen zu einer heißen Quelle führen muss.

Allerdings entwickeln wir bald leichte Zweifel daran, dass wir auf diesem Wege irgendwohin kommen werden. Er ist total zugewachsen und wird immer enger. Äste schlagen uns ins Gesicht und Dornen greifen nach unseren Beinen.

Doch wir fühlen uns nicht wirklich nach aufgeben. Zähne zusammenbeißen und Augen zusammenkneifen und weiter gehts.

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Und tatsächlich spuckt uns der Urwald irgendwann wieder aus. Auf einen vollkommen überlaufenen Parkplatz. Na toll.

Trotzdem wollen wir jetzt baden und gesellen uns zu den vielen anderen Touristen in die ziemlich heißen Fluten. Der ganze Fluss ist warm, egal an welcher Stelle. Sogar so warm, dass wir nur für ein paar Fotos an den Wasserfall gehen und dann schnell wieder an die kühle Luft flüchten.

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Am besten sind die Stellen, an denen man auf einem Stein oder Ast sitzen kann und nur die Füße ins Wasser baumeln. So genießen wir eine Weile das Wasser, bevor wir unseren Weg fortsetzen.

Allerdings stellt sich bei einem Anruf heraus, das der Campground ausgebucht ist und wir keine sonderlich attraktiven Alternativen haben. Wir hassen es zwar Strecken zurück zu fahren, doch da der Campground am See von letzter Nacht über die normale Straße nur wenige Kilometer entfernt ist (ja, wir haben heute viel Zeit damit verbracht uns durch die Wildnis zu schlagen), entscheiden wir uns doch für ihn.

Wie manch einem schon aufgefallen sein mag, ist es keine leichte Sache, Gelassenheit zu erlernen. Auch auf einer Weltreise liegen die Dinge nicht anders und so ärgern wir uns nun natürlich darüber, dass wir unser ganzes Gepäck durch die Gegend geschleppt haben, nur um unser Zelt wieder genau an der gleichen Stelle zu errichten, an der wir es am Morgen abgebaut haben.

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WAI-O-TAPU
Tag 83 (03.01.2017)

Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, nur einen der vulkanischen Parks anzuschauen, aber da Wai-O-Tapu nochmal ganz anders als das Volcanic Valley sein soll uns uns das ganze Gedampfe unglaublisch fasziniert, beschließen wir diesen auch noch anzuschauen.

Pünktlich um kurz vor zehn Uhr erreichen wir den Park. Pünktlich ist hier wichtig, denn jeden Tag gegen 10:15Uhr wird vor einem recht beachtlichen Publikum eine Packung biologisch abbaubares Waschmittel in den Lady Knox Geysir gekippt, was diesen zu einem Ausbruch provoziert. Das Ergebnis ist eine etwa 20m hohe Fontäne. Nun ja, der Geysir in Rotorua ist ehrlich gesagt schöner.

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Aber der Rest vom Park hat es dafür in sich! Bunte Wasserbecken, von denen eines nicht ohne Grund Artist’s Palette genannt wird. In den Champagne Pool möchte man am liebsten reinspringen, denn er ist unglaublich klar. Doch sobald man einen Blick auf die Warnschilder und die Temperaturangaben geworfen hat, überlegt man es sich doch anders. Bei 73°C bis 260°C kann man nicht gerade von einer entspannenden Thermalquelle sprechen.  

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Auf dem Weg zurück zur Straße begeistern zum Abschied noch die blubbernden und spotzenden Schlammbecken.

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Kurz vor unserem Ziel kommen wir an den Aratiatia Rapids vorbei. Die Stromschnellen liegen in einem malerischen Tal. Wären sie nicht so gefährlich, man würde sofort hineinspringen wollen.

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Unser heutiger Campground ist ausnahmsweise kostenpflichtig, doch viel geprisen. Und tatsächlich liegt er recht malerisch zwischen hohen Bäumen an einem Fluss. Es wimmelt von Tieren: Jede Menge Hühner, ein paar majestätische Pfaue, Alpakas und ein Schaf. Für Familien sicher ganz nett, aber wir bemängeln die kleine Küche, die kaum warmen Duschen und den dafür doch recht hohen Preis – durch Couchsufen und WarmShowers sind wir mittlerweile ganz schön verwöhnt.

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Zudem wimmelt es von Deutschen. Sogar der einzige andere Radfahrer ist Deutscher.

 

HUKA FALLS – UND WIR BUSKEN DOCH!
Tag 84 (04.01.2017)

Nur einige Kilometer entfernt liegen die Huka Falls. Sie führen besonders viel Wasser und dank traumhaftem Sonnenschein bieten sie heute ein rechtes Spektakel.

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Wir sind allerdings nicht die einzigen, die das finden und so drängen sich Menschenmassen über die kleine Brücke.

Dario erkennt die Gelgenheit und wir beschließen, gleich am anderen Ende der Brücke, wo alle durchkommen, ein bisschen zu jonglieren. Wir stellen den Wok hin, werfen ein paar Münzen hinein und sind etwa eine Stunde später um dreißig Dollar reicher. Und das ganz ohne Show. Wir haben nur ein wenig geübt.

Zufrieden radeln wir weiter, passieren die kleine Stadt Taupo und blicken über den See zum nächsten Objekt unserer Begierde: Mount Ngauruhoe – der „Schicksalsberg“ aus dem Herrn der Ringe. Den wollen wir besteigen.

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Doch zuvor müssen wir auf die andere Seite des Sees und das heißt mal wieder ordentlich in die Pedale treten. Sogar sehr ordentlich, denn der Wind findet wir sollen den schönen Blick doch etwas länger genießen und verlangsamt uns durch beständige Pusten von vorne.

Allerdings ist es einfach zu schön, um sich zu beschweren, denn es gibt einen fantastisch schönen Weg direkt am Wasser entlang.

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Wir legen eine frühe Mittagspause ein, als wir einen unglaublichen Kyter entdecken und vergessen schier zu essen, während er sich vom Wind hoch in die Lüfte tragen lässt, Saltos schlägt und dann zurück aufs Wasser gleitet. Er ist extrem schnell und sein Board rast über die Wellen, wenn er nicht gerade fliegt.

Eine zweite Pause legen wir nur kurze Zeit später ein, als die hohen Wellen zu verführerisch werden. Ich hätte nicht gedacht, dass es an einem See solche Wellen geben kann, aber da sind sie.

Und wir werfen uns hinein. Das kühle Nass weckt alle Sinne und wir grinsen uns an. So fühlt sich leben an! Eine ganze Weile tanzen wir mit den Wellen auf und ab, prustend und lächelnd. Glücklich.

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Danach schwingen wir uns wieder auf die Drahtesel und setzen beschwingt den Kampf gegen den Wind fort.

Allerdings geht der schöne Weg nicht ganz um den See und wir müssen irgendwann auf die normale Straße wechseln. Als es langsam zu dämmern beginnt, bietet uns ein Pickupfahrer an, uns mitzunehmen. Doch heute fährt es sich einfach gut und die Aussichten auf den See belohnen beständig das Gestrampel. Wir lehnen dankend ab.

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Als wir den „Free Campground“ in Turangi erreichen, wünschen wir uns jedoch wir hätten eingewilligt. Überall stehen Schilder mit „NO Camping“ oder „No Camping beyond this point“. Mindestens zehn Stück. Ratlos stehen wir da und sehen zu, wie ein großer Campingwagen angefahren kommt, die Schilder sieht und einfach umdreht, um zum nächsten Campground zu fahren. Ja lustig, der ist aber über zehn Kilometer entfernt. Und es ist mittlerweile stockdunkel!

Unetschlossen stehen wir da und überlegen, ob wir uns einfach mit unseren Isomatten ins nächste Gebüsch legen sollen.

Doch dann sehe ich drei Jungs, die am Steg angeln. Und ein Auto. Das scheinen Einheimische zu sein. Ich gehe hin und meine Vermutung bestätigt sich. Es sind sogar Moari.

Ich frage sie, ob sie wüssten wo wir vielleicht unser Zelt hinstellen können. Nur für eine Nacht. Sie sind allerdings alle noch recht jung und verweisen mich auf ihre Oma, die im Auto sitzt.

Auch die scheint noch recht jung zu sein, zumindest für eine Oma.

Ich schildere ihr unsere Lage und sie fragt, was wir denn bezahlen könnten. Ich bin etwas verwirrt und erkläre ihr, dass wir versuchen mit wenig Geld zu reisen und normalerweise eben kostenlose Campgrounds benutzen oder bei Leuten übernachten.

„Aber zehn Dollar pro Person könnt ihr schon bezahlen, oder?“, fragt sie und ich bejahe.

Noch immer ist mir schleiherhaft was das werden soll.

Sie ruft ihren Bruder an und nickt bestätigend.

„Ihr könnt neben dem Hot Pool campen. In dem Hotel, gleich am Ende der Straße.“

Sie erklärt mir den Weg noch etwas genauer, nennt mir den Namen ihres Bruders und schickt uns los. Sie käme dann mit den Jungs nach.

Noch immer etwas verwirrt radeln wir hin. Doch als wir ankommen wird alles klar.

Es ist tatsächlich ein Hotel, aber die einzigen Gäste sind Mitglieder der großen Maori-Familie. Sie renovieren die alten Gebäude.  

In der Mitte des Komplexes gibt es tatsächlich einen Hot Pool, der direkt aus einer Thermalquelle gespeist wird. Direkt daneben dürfen wir unser Zelt aufstellen. Duschen und WCs sind auch da.

Perfekt.

Als alles für die Nacht gerichtet ist, machen wir es uns im heißen Wasser gemütlich.

Danach versuche ich noch für den nächsten Tag die Tour zum Berg zu buchen, denn man muss ja irgendwie hinkommen. Es ist nämlich kein Rundweg, sondern man läuft von einem Startparkplatz zu einem Zielparkplatz. Doch leider ist für den nächsten Tag absolut alles ausgebucht.

 

IM CHAOS-HOTEL
Tag 85 (05.01.2017)

Das traumhafte Wetter macht klar, weshalb alle Fahrten ausgebucht sind. Leider kommen wir nicht auf die Idee jemanden von der Familie als Chauffeur anzuheuern.

Stattdessen buchen wir die Tour für den nächsten Tag und verbringen den Tag im Hotel, was allerdings auch sehr interessant ist.

Es wird als das „Chaos-Hotel“ in die Geschichte eingehen, denn überall liegt Krempel herum. Es gibt ganze Säle voller Matratzen, Lampen und anderen Hotel Accessoires. Und überall sind Baustellen. Offene Ohre, durchlöcherte Wände, eingebrochene Böden.

Es scheint als würde immer wieder irgendwo angefangen, aber nichts fertiggestellt.

Das alte Restaurant ist stockfinster und es gruselt mich regelrecht, als ich es betrete. Wir sind heilfroh, dass wir an diesem Projekt nicht beteiligt sind.

Dario bietet an am Abend für alle zu Burger zu machen und fährt mit der Oma zum einkaufen.

Ich verbringe meine Zeit damit, ein großes Schild zu malen auf dem steht, was ein Zimmer kostet, was es kostet zu campen (denn gleich neben dem Hotel gibt es eine große Fläche die dafür genutzt werden könnte) und dass es einen Hot Pool gibt. Ganz wichtig.

Keine übermäßig kreative Aufgabe, aber es macht doch Spaß mal wieder auf etwas großem zu zeichnen. Auch wenn es nur Buchstaben und Zahlen sind.

Am Abend helfe ich Dario mit den Burgern für fast zwanzig Personen. Sie schmecken fantastisch und alle sind happy. Wir fühlen uns zwar nicht ganz heimisch, aber doch recht wohl.

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Und zu unserem Glück stellt sich heraus, dass der Sohn des Besitzers morgen nach Wellington fährt. Was für ein Zufall! Er wird auf uns warten und wir können mitfahren, samt Rädern.

Danach spielen wir noch etwas Poi. Vor allem die jungen Maori-Mädchen sind hin und weg. Die Jungs scheinen eher fasziniert mal einen Mann mit Poi agieren zu sehen. Die Faszination schlägt allerdings schnell in Begeisterung um, als sie erfahren dass es sich eigentlich um Feuerpoi handelt.

Wir gehen früh zu Bett, denn der Bus holt uns morgen um 7:30Uhr ab.

 

DER SCHICKSALSBERG – MORDOR WIE IM FILME…
Tag 86 (06.01.2017)

Pünklich um kurz nach Sieben stehen wir vor dem Hotel. Kurze Zeit später kommt auch ein Bus, biegt allerdins vor dem Hotel ab und verschwindet wieder. Als er nicht nochmal auftaucht und auch sonst niemand kommt, um uns zu holen, rufen wir sofort den Veranstalter an.

Tatsächlich gab es ein Missverständnis, weil seit gut sieben Jahren niemand mehr an diesem Hotel abgeholt worden ist. Verständlich.

Der Bus kehrt um und holt uns.

Leider wird schon auf der Fahrt klar, dass das Wetter nicht so gut ist wie gestern. Es nieselt und windet. „Wir hätten doch gestern gehen sollen“, sagt Dario und ich kann ihm nicht wiedersprechen.

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Zum Glück regnet es aber nicht richtig und wir machen uns auf den Weg – wie sehr viele andere. Und wenn ich „sehr viele“ schreibe, dann meine ich das auch. Wir warten ein paar Minuten, bis alle aus dem Bus weg sind, weil wir den Weg gerne für uns hätten, aber es kommen einfach immer mehr Menschen. Es ist unmöglich weiter als dreißig Meter vom nächsten Wanderer entfernt zu sein und auch dies meist nur für ein paar Minuten.

Dafür ist der Weg sehr gut ausgebaut und die Strecke malerisch, selbst bei diesem Dreckswetter.

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Wir kommen an hübschen kleinen Bächen vorbei, an Moosen mit weißen Blümchen und erstarrten Lavaströmen.

An einem Punkt muss man sich entscheiden, ob man einen Abstecher auf den Krater macht, was normalerweise wohl gute zwei bis drei Stunden dauert. Es nieselt immer noch und ist ganz schön neblig. Ich bin dagegen.

Dario findet jedoch, dass eine Bergwanderung ohne Gipfel keine richtige Bergwanderung ist. Da es also Stimme gegen Stimme steht, fragen wir einen Mann, der gerade vom Gipfel kommt, wie es war.

Er ist vollkommen begeistert und zeigt und Bilder von der fantastischen Sicht. „Etwa 800 Meter, dann seid ihr über den Wolken und es wird traumhaft!“, versichert er uns. Zudem gibt er uns denn Tipp auf der linken Seite über die Felsen hochzuklettern und rechts im Aschefeld herunter zu rutschen. Beschwingt machen wir uns an den Aufstieg.

Wie Frodo und Sam kraxeln wir über die Felsen. Von Weg kann nun keine Rede mehr sein.

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Auch von Massenwanderung keine Spur mehr, nur ab und zu entdecken wir andere Abenteurer im Nebel. Mir läuft die Nase ohne Unterlass. Meist ist die Rotze bereits vom Wind verweht, bis ich sie abputzen kann. Er ist so stark, dass uns immer wieder winzige Steinwölkchen ins Gesicht geweht werden. Ja, das ist bäh!

Da wir nicht weit sehen können und nur schroffen Felsen und daneben die glatten, jedoch recht steil abfallenden Aschefelder erkennen, scheint die Welt schief zu sein. Vollkommen surreal.

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Immer und immer weiter kämpfen wir uns voran. Einmal scheinen die Wolken sich endlich zu lichten, doch dann zieht es sofort wieder zu.

Irgenwann kommen uns Leute entgegen und wir fragen, wie die Lage oben sei.

„Wir waren nicht oben, es ist zu windig. Wir gehn zurück“

Na toll. Wir müssen doch bald oben sein. Einige andere sehen wir nun auch umkehren, andere stapfen wie wir weiter. „Wenn es noch schlimmer wird, gehen wir aber auch zurück!“, sage ich. Dario grummelt, ist aber einverstanden. Jedes Jahr sterben Touristen auf dieser Tour. Da müssen wir nicht dazugehören.

Und tatsächlich erreichen wir den Krater!

Doch er liegt im Nebel und ist Windumtost. Wir kauern uns hinter einen Felsen, starren in die Tiefe und essen eine Kleinigkeit. Es ist ganz schön kalt und wir sehen einige Schneefelder. Trotzdem würden wir zu gerne dableiben und warten, bis es wieder aufklart. Doch dann werden wir den Bus zurück verpassen.

Schweren Herzens machen wir uns wieder an den Abstieg.

Zum Glück ist der allein den Aufstieg schon wert, denn es macht einen riesen Spaß auf den Aschefeldern in die Tiefe zu rutschen. Jeder Schritt trägt einen meterweit nach vorne. Die Nase läuft noch immer, aber jetzt ist auch das egal.

Es ist einfach nur schön.

Ich sammle etwas Asche für meine Lieben zu Hause, denn wenn ein Berg der „Schicksalsberg“ sein kann, dann ist es wirklich Mt. Ngauruhoe! Vor allem heute, bei diesem Wetter.

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Mein Onkel Markus war schon Herr der Ringe Fan lange bevor Peter Jackson Mittelerde auch für Lesefaule zugänglich machte. Und er hat seine wundervollen Kinder damit angesteckt. Die nächste Postkarte wird in einen Umschlag gesteckt und fliegt samt Asche nach Deutschland.     

Sehr zufrieden mit dieser mordorianischen Erfahrung machen wir noch ein paar Jonglierfotos am Fuße des Kraters. Sonst würden wir sie ja über 20km umsonst schleppen.

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Danach marschieren wir zackig weiter. Nun recht eilig, da wir ja den dummen Bus erreichen müssen.

Es windet so stark, dass wir manchmal nur unsere Jacken aufspannen müssen und regelrecht den Berg hinauf geweht werden.

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Es klart weit genug auf, dass wir die Landschaft Mordors mit ihren Lavafeldern bewundern können. Sogar einige blaue Seen liegen auf dem Weg, die sehr malerisch – und damit weniger mordorianisch – sind.

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Obwohl wir nun fast im Laufschritt unterwegs sind und alle überholen, sind wir noch immer spät drann.  

Wir erreichen den Bus rechtzeitig und der nette ältere Fahrer erzählt uns von seinen vergangenen Bergabenteuern bis wir wieder am Hotel sind.

Dort wartet schon unser Chauffeur. Schnell packen wir alles zusammen und dann geht es auf nach Wellington.

Unterwegs stellen sich zwei Dinge heraus.

Erstens: Der einzige Ort, an dem heute schlechtes Wetter herrscht, ist der Schicksalsberg. Denn überall um ihn herum strahlt die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Letztere klammern sich nämlich alle an diesen einen verflixten Berg!

Zweitens: Selbst bei Sturm wäre der Schicksalsberg wohl sicherer als diese Fahrt. Der junge Mann rast ganz schön, regt sich über alle anderen Fahrer auf, unterhält sich mit seiner Schwester und schaut sogar aufs Handy wenn sie es ihm reicht.

Wir haben nicht das Gefühl, dass eine Maßregelung viel bringen würde. Eine Zeit lang versuche ich aufzupassen, um eingreifen zu können, falls etwas passiert. Doch irgendwann bin ich einfach zu müde und überlasse die Arbeit unseren Schutzengeln.

Kurz vor Wellington wachen wir wieder auf und werden tatsächlich heil am Bahnhof abgesetzt. Wir bedanken uns höflich und nehmen den nächsten Zug ins Zentrum.

Es ist mittlerweile ganz schön spät und unsere Gastgeber lassen uns wissen, dass sie womöglich nicht mehr wach sein werden, wenn wir ankommen. Sie haben ein kleines Kind.

Wir bekommen eine lange und komplizierte Anleitung, wie wir am besten zu ihnen finden.

Die Einfahrt sei nicht so leicht zu finden, wir sollen nach einem bestimmten Auto Ausschau halten und dies sei der „code for the cable car“. Hä?

Wellington ist anders, als ich es von einer Stadt am Meer erwartet hätte.

Nur das Zentrum ist flach, die Wohngebiete liegen alle an steilen Hängen!

Auch das Haus unserer Gastgeber bildet da keine Ausnahme und wir müssen noch ganz schön schuften, bis wir die Einfahrt erreichen. An dieser fahren wir im Dunkeln auch erst noch vorbei, denn es ist nur ein leicht zugewachsener Fußweg, der zu einer „Cable Car“ führt.

Dieses Vehikel ist eigentlich nur eine große Metallkiste, die über Schienen an einem Stahlseil den Berg hinaufgezogen wird. Wir hieven unser Gepäck hinein, geben den Code ein und rattern den Berg hinauf.

Tatsächlich ist niemand mehr wach. Zum Glück war ohnehin nur campen vereinbahrt, da das ehemalige Gästezimmer nun Kinderzimmer ist.

Wir sind allerdings so müde, dass wir einfach nur unsere Isomatten auf die Terasse legen und promt einschlafen. Zum Glück regnet es nicht.

 

WELLINGTON – STADT DES WINDES UND DER WUNDER
Tag 87 (07.01.2017)

Am Morgen weckt uns die Sonne – und das Geräusch von kleinen rennenden Füßen. Als ich den Kopf drehe, schaue ich in das neugierige Gesicht eines kleinen Jungen, der von Innen die Hände gegen die Scheibe der Küchentür drückt und uns mustert. Er verzieht ein wenig das Gesicht, er findet wohl, dass wir hier nicht hingehören.

Seine Mama kommt nun auch in die Küche und ich richte mich auf, damit sie sieht, dass wir wach sind. Wir werden herzlich begrüßt und sollen ruhig alles benutzen, was wir in der Küche finden und auch an den Computer dürfen wir.

Der steht in einer Ecke der Küche, immer schnell zugänglich, da die beiden Seismologen sind und es jederzeit sein kann, dass sie Daten eines Erdbebens auswerten müssen. Selbst nachts kann es sein, dass ein Alarm losgeht und sie vor den Bildschirm holt. Als wäre ein Kleinkind nicht schlimm genug. Aber sie scheinen sehr zufrieden.

Wir verstehen uns prima. Da sie aber beide recht beschäftigt scheinen und nicht erwarten, dass wir ihnen Gesellschaft leisten, radeln wir in die Stadt.

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Erstmal suchen wir einen Reparaturladen fürs Handy auf.

Dann versuchen wir herauszufinden, ob wir zur rechten Zeit da sind, um einem Jongliertreffen beizuwohnen, doch Fehlanzeige.

Daher buchen wir die Fähre für Übermorgen. Dann haben wir noch die hälfte unserer Neuseelandzeit, um die Südinsel zu sehen.

Eine Frau erzählt uns, dass Wellington eine der windigsten Städte der Welt ist. Und es windet tatsächlich ganz schön. Die Stadt scheint allerdings ebenso lebendig wie der Wind, woran die Stadtplanung nicht ganz unbeteiligt sein dürfte.

Endlich eine Stadt, die ihre Lage am Meer voll ausschöpft!

Das ganze Ufer ist begehbar und es gibt kilometerlange Spazierwege. Am Hafen gibt es eine Planke, wie auf einem Piratenschiff und tatsächlich mit Totenkopfsymbol versehen, die weit über den Beton hinausragt. Hier kann man tatsächlich mal über die Planke gehen! Zum Glück warten im Wasser aber weder Haie noch Krododile und es gibt eine Leiter um wieder ans Ufer zu kommen.

Nur wenig weiter gibt es sogar ein angelegtes Becken mit einem Sprungturm, von welchem die Jugendlichen halsbrecherische Saltos ins Wasser schlagen. Und immer wieder finden sich Bereiche um schwimmen zu gehen. Auch wenn uns das Wasser doch etwas zu kalt ist…

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An Spielplätzen und Sitzgelegenheiten herrscht auch kein Mangel und ebenfalls am Wasser gelegen befindet sich das wohl schönste (und übrigens kostenlose) Museum Neuseelands. Da müssen wir unbedingt noch rein.

Am Hafen hole ich mir allerdings einen Platten und wir stellen die Räder erst mal ab und laufen zum Abendmarkt (überteuerte Fressmeile) und zum Kino.

Im Kino werden wir sehr positiv überrascht. Hinter der eher unauffälligen Fassade verbirgt sich ein Traum. Es gibt nur einen einzigen Saal, doch dieser ist größer als alle in denen wir je waren. Und prachtvoll! Eher wie eine alte Oper! Schneeweiß, mit Säulen und Stuck.

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Neben allen Sitzen sind Namensschildchen angebracht. Gleich neben uns etwa „Elijah Wood“ und „Sean Astin“. Hier hat die Premiere des Herrn der Ringe stattgefunden.

Auf dem Heimweg fahren wir von Tankstelle zu Tankstelle und blasen meinen Reifen immer wieder neu auf. Wir kommen wieder spät nach Hause und machen aus, am nächsten Tag zusammen zu abend zu essen. Dario wird kochen.

Da es regnen soll, stellen wir nun doch noch das Zelt auf.

 

ZU WENIG ZEIT
Tag 88 (08.01.2017)

Als wir aufwachen wird gerade an der Toilette gehandwerkt da etwas mit der Spülung nicht funktioniert und wir können das stille Örtchen nicht benutzen. Dario wechselt meinen Radschlauch, wir recherchieren ein wenig am Computer und warten darauf, dass die Morgentoilette möglich wird.

Doch die Sache zieht sich und als wir es schließlich nicht mehr aushalten (der Garten ist zu klein um diesen als Ausweg in Betracht zu ziehen), machen wir uns eilig auf den Weg in die Stadt.

Nachdem alle „dringenden Geschäfte“ erledigt sind, flanieren wir ein wenig. Dann gehen wir endlich ins Museum. Hier gibt es zahlreiche aufwändige Ausstellungen. Besonders schön ist die zur Maori-Kulur. Wir könnten den ganzen Tag hier verbringen!

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Doch auf das gemeinsame Abendessen mit unseren lieben Gastgebern freuen wir uns auch und so gehen wir schließlich einkaufen.

Es wird ein sehr schöner Abend und wir bekommen zahlreiche Tipps für schöne Radtouren auf der Südinsel.

Es ist so nett, dass wir richtig traurig darüber sind, dass wir schon für morgen die Fähre gebucht haben.