Ica – Voll im Sand
06.04. – 10.04

Unser Hostel liegt wieder etwas außerhalb. Doch angeblich soll man ganz einfach ein Colectivo nehmen können. Also halten wir Ausschau, doch wir entdecken nur Taxis.

Erst nach einer ganzen Weile wird uns klar, dass die Colectivos hier anders als in Mexiko sind. Während es sich dort um Busse handelt, sind die Colectivos hier einfach kleine Taxis mit der Aufschrift eines bestimmten Ortes an der Frontscheibe.

Wir entdecken den richtigen Ortsnamen und quetschen uns samt Rucksäcken in den Wagen – mit all dem Gepäck sollten wir nächstes mal vielleicht doch lieber ein normales Taxi nehmen …

Doch wir kommen problemlos an, und das ist die Hauptsache. Unser Zimmer liegt im obersten Stockwerk und hat einen Blick bis zu den Dünen auf der anderen Seite der Stadt. Es ist riesig und doch behaglich, perfekt!

So können wir gut entspannen. Für den nächsten Tag nehmen wir uns nichts vor, doch für den darauffolgenden buchen wir beim Hostelbesitzer eine Quad-Tour. Die Tour ist einer der Gründe, weshalb wir uns für diese Unterkunft entschieden haben.

Der Sonnenuntergang vom Zimmer aus ist atemberaubend, und wir freuen uns schon darauf, ihn während der Tour dann von den Dünen aus beobachten zu können.

 

Mit dem Quad in den Dünen

Die Quad-Tour beginnt am Nachmittag, unser Guide ist der Bruder des Hostelbesitzers. Startpunkt ist Huacachina, die berühmte Oase, die große Touristenströme anzieht.

Das ist der Grund, weshalb wir hier kein Zimmer gebucht haben. Es ist ein reiner Touri-Ort. Tatsächlich finden wir den ganzen Ort ziemlich hässlich. Ein Hotel neben dem anderen, unzählige Verkäufer und die Oase ist so trüb, dass wir nicht mal in ihre Nähe wollen.

Nur von weitem sieht das Wasser in der Wüste verlockend aus.

Nachtrag: Später treffen wir auf der Reise einige Studenten, die hier in Peru das Wasser untersuchen. Sie erzählen uns unter anderem, dass die Oase von Huacachina schon lange keine natürliche Oase mehr ist. Genau wie in Paracas sinkt der Grundwasserspiegel beständig, sodass bereits seit den 80er Jahren Wasser in die Oase gepumpt werden muss, um sie als Attraktion zu erhalten. Der tatsächliche Grundwasserspiegel liegt heutzutage 20m unter der „Oase“.

Wir sind heute die einzigen, die eine Quad-Tour gebucht haben und damit die einzigen überhaupt, die auf einem Quad unterwegs sind. Allerdings brausen jede Menge große Vehikel durch die Gegend, in denen jeweils gut 10 Touristen sitzen. Diese Dinger können in den Dünen fahren und verwandeln die Wüstenlandschaft um Huacachina in einen Fun-Park.

Zum Glück fahren wir mit dem Quad etwas abseits der normalen Routen. Unser Guide fährt mit einem kleinen Buggy voraus und schert sich nur wenig um uns, sodass wir richtig unseren Spaß haben. Wir testen die Beweglichkeit des Quad und sind absolut fasziniert, wie leicht das Gefährt über den Sand düst.

Ich fahre zuerst, Dario sitzt hinter mir. Eine schöne Art der Fortbewegung. Das Gefühl, wie sich das Quad durch den Sand bewegt, erinnert noch am ehesten an das Snowmobil im Schnee. Wir machen aus, das wir immer wieder wechseln. Abgesehen davon, dass das Fahren großen Spaß macht, ist es auch recht anstrengend für die Arme, sodass ich froh bin, immer mal wieder den Lenker abgeben zu können.

An einer kleineren Düne halten wir oben an und dürfen die Sandboards ausprobieren. Sie sehen ähnlich wie Snowboards aus und entsprechend versucht Dario sogleich, sich seines an die Füße zu schnallen.

Unser Guide lacht jedoch nur und erklärt, dass diese Bretter nicht zum Fahren im Stehen taugen. Sie sind nicht wendig genug. Stattdessen legt man sich mit dem Bauch darauf, stützt sich auf die Ellbogen und ab geht die Post.

Ich verziehe das Gesicht. Ich hasse es, mit dem Kopf voraus Hügel hinabzurasen.

Dario hingegen liebt es. Entsprechend bittet er um etwas Wachs für den Boden des Boards, wirft sich darauf und saust los. Eine Sandwolke staubt hinter ihm auf.

Ich bitte um gaaaaanz wenig Wachs und schiebe mich vorsichtig über den Rand der Düne, die Fußspitzen fest in den Sand gegraben. Doch schnell stellt sich heraus, dass es eine recht langsame Angelegenheit ist. Ich nehme die Füße hoch und entspanne mich. Die Fahrt ist kurz und wenig spektakulär – also muss eine größere Düne her.

Unser Guide fragt, ob wir ab jetzt lieber nur Quad fahren wollen, oder auch nochmal Sandboarden möchten. Wir wollen beides. Ob es dann gleich die größte Düne in der Umgebung sein soll? Ja klar!

Noch eine ganze Weile haben wir Spaß auf dem Quad und danach sogar noch genügend Zeit, kurz die Poi auszupacken.

Dann treffen wir den Hostelbesitzer, der mit zwei Mädels eine Buggy-Tour macht. Im Konvoi machen wir uns auf den Weg zu der ganz großen Düne.

Als wir dort ankommen, beginnt gerade der Sonnenuntergang. Trotzdem gehen wir alle gleich mit den Brettern auf die Dünenspitze, und kurz darauf verschwinden die beiden Mädels auf ihren Brettern über die Kante.

Dario und ich schauen uns an. Von dort unten wird man den Sonnenuntergang nicht sehen können. Also bestehen wir darauf, erst zu Sandboarden, wenn die Sonne hinter den Dünen verschwunden ist. Die beiden Guides nicken und der Hostelbesitzer schickt seinen jüngeren Bruder mit einem der Buggys zu den Mädels hinab, damit die nicht warten müssen.

Wir setzten uns auf den Dünenkamm, schütteln den Kopf über die Guides, die uns doch tatsächlich bei der Sunset-Tour den Sunset hätten verpassen lassen, und genießen.

Anschließend darf einer von uns Sandboarden, der andere muss das Quad die Düne hinabfahren.
Wir spielen Schnick Schnack Schnuck und ich gewinne.

Also darf ich mit dem Sandboard diese riesige Düne hinabrasen. Diesmal wird es recht flott, aber immer noch angenehm. Am Fuß des Hügels haben sich durch den Wind wellenartige Muster im Sand gebildet. Ich halte mich gut fest, denn ich habe zuvor gesehen, wie eines der Mädels hier seitlich vom Board gerutscht und dann durch den Sand gerollt ist. Sah nicht sehr gemütlich aus.

Erfreulich sicher lasse ich das Board gleiten, bis es von alleine anhält.

Dann beobachte ich, wie Dario mit dem Quad die unglaublich steile Düne herabfährt. Das sieht wesentlich gruseliger aus, als mit dem Sandboard zu fahren.

Da es eine ganze Weile dauert, laufe ich ein Stückchen an der nächstgelegenen kleinen Düne hoch, schnalle mir das Board unter die Füße und lasse mich hinabgleiten. Die Düne ist nicht steil genug um richtig Fahrt aufzunehmen, daher muss ich nicht mal lenken.
So vertreibe ich mir die Zeit, bis Dario strahlend mit dem Quad neben mir anhält.

„Das war der Hammer!“, sagt er.

Aber jetzt brauchen wir natürlich noch eine weitere große Düne, damit Dario auch einmal richtig Sandboarden kann und ich das Quad eine Düne hinab manövrieren darf.

Wir bekommen sie.

Während der Weiterfahrt wird uns klar, dass wir Glück gehabt haben, mit dem jüngeren Bruder unterwegs zu sein. Der Hostelbesitzer ist wesentlich vorsichtiger und weist uns immer wieder zurecht. Wir sollen hinter den Buggys herfahren und nicht über kleinere Dünenkämme, denn dahinter könnte es sehr steil sein und so weiter…

Wir nicken einfach, statt ihm zu erklären, dass wir darauf natürlich acht geben und uns daher in den letzten zwei Stunden auch noch nichts passiert ist. Ohnehin müssen wir jetzt anfangen langsamer zu fahren, denn es beginnt zu dämmern.

Es wird schon dunkel, als Dario mit dem Board die letzte große Düne in die Tiefe rauscht.
Ich folge vorsichtig mit dem Quad. Dazu muss man das Fahrzeug ganz gerade ausrichten und den Lenker stur festhalten. Es ist mehr ein Hinabrutschen als ein Fahren.

Wohlbehalten treffen wir uns alle unten wieder und machen uns auf die Rückfahrt zur Oase.

Das hat Spaß gemacht!

Abend in den Dünen

Am Abend bevor wir für eine Nachuntersuchung wieder nach Lima fahren, lassen wir uns von einem Taxi nochmal zur Oase bringen und laufen in die Dünen hinauf. Ein Hund schließt sich uns an und begleitet uns die ganze Zeit.

Oben auf einer schönen Düne angekommen, spielen wir Poi bis zum Sonnenuntergang.

  

Anschließend versuchen wir es mit Feuer, doch es stellt sich heraus, dass das hiesige Lampenöl (das einzige, das wir in ganz Ica auftreiben konnten) eine absolute Katastrophe ist.

Also machen wir uns auf den Rückweg.