Belize
09.03.2018

Morgens um fünf oder sechs Uhr erreichen wir die Grenze zu Belize.

An der mexikanischen Grenzstation müssen wir unsere Flugquittungen vorlegen um zu beweisen, dass wir die Touristensteuer bezahlt haben. Zudem müssen wir unsere Touristenkarten abgeben, die wir bei der Einreise erhalten haben.

Das alles klappt reibungslos. Allerdings hat uns unser Glück sehr geholfen. In Valladolid war nämlich ein Pärchen in unserer Unterkunft, die diese Ausreise schon hinter sich hatten. Und die haben uns die Sache mit dem Nachweis der Touristensteuer erklärt. Die Quittungen hätten wir sonst nie parat gehabt.

Als nächstes halten wir an der Grenzstation von Belize und immigrieren. Auch das kein Problem.

Danach können wir noch ein paar Stunden schlafen, bis wir gegen acht Uhr in Belize City ankommen.

Wir sind sehr überrascht, als wir in Belize City aussteigen.
Irgendwie hatten wir uns die Stadt etwas städtischer vorgestellt. Doch was wir sehen erinnert mehr an ein Dorf. Niedrige Hütten. Ein kleiner Markt neben dem Busbahnhof. Der Busbahnhof selbst ist auch winzig und ist gerade mal ein besserer Schuppen mit ein paar Verkaufsständen. Nicht mal einen Geldautomaten gibt es.

Doch zum Glück befindet sich nicht weit entfernt eine Bank und so schaffen wir es zu einigen Belize-Dollar zu kommen. Dieser ist übrigens im Verhältnis 2 zu 1 an den US-Dollar gebunden. 1 US-Dollar ist immer 2 Belize-Dollar wert. Deshalb werden viele Preise für Touristen in US-Dollar angegeben. Ganz schön verwirrend.

Wir fühlen uns, als seien wir auf einem völlig anderen Kontinent gelandet. Kein Spanisch mehr, sondern hauptsächlich Englisch wird um uns herum gesprochen und die Bevölkerung ist größtenteils afrikanischer Abstammung. Das liegt daran, dass Belize eine Kolonie von England war und die Engländer Arbeitskräfte von ihren anderen Kolonien hierher brachten.

Besonders deutlich wird der Zusammenhang mit England, als wir die ersten lokalen Busse sehen. Es sind durchweg alte englische Schulbusse. Und dann entdecken wir auch noch die Queen auf den Geldscheinen.

Als ich die Busstation einmal kurz alleine verlasse (einer muss ja immer bei den Rucksäcken bleiben) werde ich ununterbrochen von Männern aller Altersklassen angequatscht. Das ist ja fünf Minuten lang mal ganz nett, aber ich bin einmal mehr dankbar, dass ich nicht alleine unterwegs bin und meistens meinen Mann zur Seite habe. Da bleibt einem schon viel erspart…

Mit einem der netten, alten Schulbusse fahren wir weiter. Schon an der zweiten Station wird es ganz schön voll und ein rundlicher Mann fragt uns, ob er sich zu uns setzen kann. Obwohl die Sitzbänke gerade so für zwei dünne Menschen reichen. Erst verstehen wir also nicht ganz, was er meint, doch dann sehen wir, wie die ersten Stehenden wieder aus dem Bus geschickt werden und auch andere Sitze zu dritt belegt werden. Ich setze mich auf Darios Schoß und der Mann quetscht sich dankbar zu uns.

Nach und nach gewöhnen wir uns auch an die hiesige Aussprache und beginnen eine Unterhaltung. Er erklärt uns, dass das ein neues Gesetz ist. Wenn der Bus die Station verlässt, darf niemand stehen. Danach ist es egal. Er will auch tatsächlich wieder aufstehen, doch wir versichern ihm, dass es kein Problem ist, wenn er sitzen bleibt. Ich hab´s ja bequem auf Darios Schoß.

So erfahren wir einiges über das Land und die touristischen Orte. Etliche davon sollen so voll sein, dass sie gleich auf unserer Liste „Einen weiten Bogen drum herum machen“ landen.

Zwei Reihen vor uns fiept ein Hühnerküken. Nicht umsonst werden die Busse hier auch gerne als „Chicken Buses“ bezeichnet. Aber auch große Säcke, Kisten, Benzinkanister und vieles mehr wird transportiert.

Unsere Unterkunft in Hopkins ist einige der wenigen ohne Meerblick und damit die einzige günstige, die wir überhaupt gefunden haben. Wir bereuen unsere Wahl jedoch nicht, denn die Besitzer sind total nett und wir haben eine Terrasse ganz für uns alleine.

Wir bringen unsere Wäsche weg und gehen essen. Das Ergebnis ist der Beschluss ab jetzt selbst zu kochen. Im Vergleich zu Mexiko ist es nämlich ziemlich teuer und nicht besonders gut.

 

Bi̱olumineszenz – Schwimmen im Sternenhimmel
10.03.2018

Den Tag verbringen wir gemütlich. Wir gehen einkaufen und sitzen auf der Terrasse.

Abends laufen wir zu der Stelle, an der unsere Tour startet. Es sind fast fünf Kilometer, aber wir haben ja Zeit und das ist allemal besser als auch noch den Transport zu bezahlen.

Auf diesem kleinen Nachtspaziergang kommen wir aus dem Wundern gar nicht mehr heraus. Hinter dem Ort, der hauptsächlich aus kleinen Hütten und Touristenunterkünften besteht, erstreckt so etwas wie ein zweiter Ort, der nur aus Villen und Ressorts am Meer besteht.

Am Anleger lernen wir unseren Guide kennen und kurz darauf treffen auch die anderen Touristen ein. Drei Kanadier, mit denen wir uns auf Anhieb gut verstehen und zwei weitere Frauen.

Die Tour beginnt mit Tierbeobachtung und wir sind wirklich baff, was unser Guide so alles in der Dunkelheit entdeckt. Wir sehen verschiedene Vögel, Leguane die in den Bäumen schlafen und sogar Babykrokodile, die kaum mehr als 20cm messen.

Doch richtig aufgeregt werden wir, als das Boot durch einen engen Kanal zwischen Mangroven Richtung Lagune gleitet.

„Please turn off the ligths“, sagt unser Guide.

Es wird dunkel um uns herum, als einer nach dem anderen seine Taschenlampe ausknipst. Doch als das Boot das Wasser der Lagune aufwirbelt, bildet sich ein leuchtender Schweif. „Oooooooh“, raunen wir andächtig.

Neben uns hüpft ein Fisch aus dem Wasser und hinterlässt schimmernde Kreise.

Das Boot wird langsamer und dann kommt die Frage, auf die wir nur gewartet haben: „Anybody wants to go for a swim?“

„Yes!“, rufe ich sofort und bin im Wasser, ehe noch jemand anderes überhaupt angefangen hat sich auszuziehen. Dario hat gut recherchiert und so haben wir unsere Badesachen schon im Hostel angezogen.

Es ist magisch.

Jede Bewegung im Wasser erzeugt ein unglaubliches Leuchten. Taucht man nur sanft die Hand hinein, sieht es aus, als würden Sterne darauf tanzen.

Über uns funkeln die Sterne und um mich herum erschaffe ich meine eigene Milchstraße in den dunklen Fluten.

Das Wasser ist teils richtig warm, teils spüre ich kalte Strömungen. Tief ist es nicht. Nur etwas über einen Meter.

Dario kommt zu mir, von den anderen folgt uns nur eine Frau. Wir können uns gar nicht satt sehen. Ein leichtes Unbehagen spüre ich bei Dario allerdings schon. Er mag es nicht, wenn er nicht sehen kann was im Wasser um ihn passiert. Und hier gibt es ja tatsächlich Krokodile.

Doch die Magie des Ortes ist stärker als das Unbehagen. Immer und immer wieder streichen wir mit den Fingern sanft durch Wasser und erzeugen Sterne oder planschen so stark es geht, um ganze Lichtwolken hervorzurufen.

Erst als wir wieder an Bord sind, erklärt uns der Guide, dass das Leuchten eine Selbstverteidigung des Planktons ist. Es beleuchtet seine Feinde, damit sie von größeren Lebewesen gefressen werden.

Das Gute ist aber, dass man natürlich auch sehen würde, wenn zum Beispiel ein Krokodil angeschwommen kommt. Selbst am Grund ist das Leuchten deutlich zu sehen.

Erst nach und nach wird uns klar, was für ein Glück wir mit dem heutigen Tag haben. Das Wasser hat angeblich gerade eine gute Mischung aus Süß- und Salzwasser, weshalb das Leuchten besonders stark ist. Und es ist Neumond, wodurch wir einen fantastischen Sternenhimmel haben, es aber trotzdem schön dunkel ist, was das Leuchten im Wasser besonders hervorhebt.

Nur ist unsere Zeit auf der Lagune leider viel zu kurz. Ich könnte ewig im Wasser bleiben.
Selbst als das Boot schon wieder auf dem Rückweg ist, hängen Dario und ich noch immer über der Reling, die Arme in leuchtende Fluten getaucht.

 

Mal wieder sehr gemütlich
11.03.2018

Da wir erst ab morgen auf der Insel reserviert haben und weder in Hopkins noch in Dangriga eine günstigere Unterkunft finden, bleiben wir einfach eine Nacht länger.

So verbringen wir einen überaus gemütlichen Tag auf der Terrasse. Ab und zu tanzen wir ein wenig, was vor allem die kleinen Kinder begeistert. Wir wissen gar nicht, wessen Kinder das eigentlich sind, aber sie sind immer in der Nähe des Hauses. Wenn wir tanzen, setzen sie sich in den Sand und schauen zu.

Die Frau, die wohl die Mutter unseres jungen Gastgebers ist, bringt uns sogar einige frisch gebackene Brötchen.

 

Reif für die Insel
12.03.2018 – 21.03.2018

Die Taxifahrer in Belize scheinen zu wissen, wie man Geld macht. Als wir auf den Bus warten hält einer an und erzählt uns, der Bus würde heute nicht fahren, weil Feiertag ist.

Leider stimmt Letzteres und da wir natürlich kein Risiko eingehen wollen, lassen wir uns tatsächlich zur Bushaltestelle an der großen Straße bringen. Von dort nehmen wir einen Bus nach Dangriga, wo ich dann herausfinde, dass der Bus von Hopkins aus sehr wohl auch gefahren wäre.

Glück für den Taxifahrer, ca. 15 Euro weniger für uns.

Auch an der Anlegestelle werden wir mit aufdringlichen Fahrern konfrontiert.
Wir wollen einfach nur auf den Kapitän warten, den unser Gastgeber Jerome für uns reserviert hat. Aber das sehen die anderen hier nicht ein. Die meisten Leute, die nach Tobacco Caye wollen, haben es vermutlich eiliger als wir und bezahlen gerne mehr, um ein paar Stündchen früher dort zu sein. Aber wir haben alle Zeit der Welt.

Als wir weiterhin die Angebote ablehnen, rufen sie sogar Jerome an, damit er uns sagt, dass wir jedes Boot nehmen können. Er sagt so sei es, aber das Boot, das er uns genannt hat sei eben größer und günstiger. Schon allein aus Sturheit warten wir. Wir wollen uns nicht nötigen lassen!

Allerdings bekommen wir solche Dinge zu hören wie „I´ll beat you up“ und „You have 10 minutes to leave“. Ein wenig gruselig finde ich das schon. Andererseits reden hier viele Leute so miteinander. Es fühlt sich ein wenig wie in einem riesigen Ghetto an.

Wir tun so, als würden wir die meisten Bemerkungen gar nicht hören und spielen Karten.
Da viele Leute und immer wieder sogar Touristen in der Nähe sind machen wir uns auch nicht wirklich sorgen, uns könne etwas passieren.

Als Dario noch schnell losgeht, um zu schauen ob wir hier Lampenöl kaufen können, mache ich mir aber doch sorgen, jemand könne ihm folgen. Tja, jetzt sind wir schon so lange unterwegs und ich bin immer noch jedes Mal total nervös, wenn mal einer von uns alleine loszieht. Dabei ist es mitten am Tag und Dario geht bloß um die Ecke. Überall sind Menschen. Und kurz darauf ist er schon wieder da. Sogar tatsächlich mit Lampenöl!

Während wir warten lernen wir einige Inselbewohner kennen, die auch alle auf das große Boot warten, statt mit einem der kleineren zu fahren.
Eine Französin leitet schon seit ein paar Jahren die Marinestation auf Tobacco Caye, eine andere Frau wohnt auf der Insel und unterrichtet am Festland Kinder. Und die einzige von den drei Damen, die tatsächlich aus Belize kommt, wohnt auf dem Festland und leitet auf der Insel Schnorcheltouren.

Sie sind alle sehr nett und jetzt fühlen wir uns schon viel wohler.

Kurz bevor unser Boot ablegt kommt ein Bus mit amerikanischen Studenten (Fachrichtung Meeresbiologie?) an, die von der Französin und der Tourenleiterin unter ihre Fittiche genommen werden. Solche Gruppen haben sie immer wieder da. Die absolvieren auf der Insel einen praktischen Teil ihres Studiums.

Und dann geht es endlich los!
Das Boot fliegt über die Wellen und bringt uns ins heiß ersehnte Paradies.

Tobacco Caye ist eine ziemlich kleine Insel. Sogar kleiner als Gili Nanggu, wo das Pirates Retreat in Indonesien stattfand. Allerdings gibt es diesmal nicht nur ein Ressort sonder vier oder fünf. Trotzdem mögen wir die Insel sofort, denn im Gegensatz zu Gili Nanggu ist sie sehr sauber.

„Gill‘s Cove“ heißt unsere Unterkunft und mit der Wegbeschreibung des Kapitäns finden wir das gelbe Haus sofort. Unser Zimmer ist sehr schlicht und vor dem Fenster gibt es kein Moskitonetz. Wir hängen sofort unseres übers Bett. Aber wir haben uns ja bewusst für die preiswerteste Unterkunft der Insel entschieden. Neben dem Preis soll sie nämlich noch andere Vorzüge haben…

Das erweist sich über die Zeit als wahr.

Jerome ist unglaublich nett und führt uns gleich ein wenig herum. Vom Steg aus, der kurz hinter dem Haus beginnt, zeigt er uns die Fischer, die gerade Conchs (auf Deutsch übrigens Große Fechterschnecke) ausnehmen. Das sind diese großen, wunderschönen Muscheln die man sogar als Blashorn verwenden kann. Hier türmen sie sich. Überall. Im Wasser, am Inselrand und überall als Dekorationen auf der Insel.

Die ungenießbaren Teile des Muschelfleischs werden ins Wasser geworfen und große Stachelrochen kommen herbei um sie zu verputzen.

Neben dem Steg ragen die Überreste einer hölzernen Konstruktion aus dem Wasser. Vier Stämme und ein Dach. Darauf befindet sich das Nest eines Osprey (Fischadler) Pärchens. Das Küken ist schon groß genug, dass man es vom Steg aus gut sehen kann.

„Die nisten jedes Jahr hier“, erklärt Jerome uns.

Nicht nur vom Steg, sondern auch von den Hängematten aus, die zu unserem Häuschen gehören, kann man die wundervollen Vögel perfekt beobachten.

Wir schnappen uns unsere Schnorchel und springen kurz zur Abkühlung ins Meer. Dann gibt es auch schon Mittagessen. Conch-Soup! Sie schmeckt hervorragend.

Damit haben sich schon mal zwei Dinge als wahr herausgestellt: Jerome ist super nett und er kocht fantastisch!

Jetzt sind wir uns sicher, dass wir hier eine gute Woche haben werden.

Etwas später gesellt sich noch zwei liebe Seelen zu uns. Rocky und Sara, die ursprünglich aus Kap Verde kommen, aber schon lange in den USA leben. Sie haben sich bei dem Bekannten eines Bekannten auf der Insel eingemietet und wohnen somit als einzige in einer Unterkunft ohne Verpflegung. Sie beschließen bei uns zu essen und wir freuen uns über die Gesellschaft, denn wir verstehen uns auf Anhieb alle super.


(Photo by Sara)

Nach einer gemütlichen Verdauungspause verbringen wir den Nachmittag schnorchelnd und holen uns trotz Sonnencreme einen heftigen Sonnenbrand.
Selbst Sara bleibt trotz ihrer dunklen Haut nicht verschont. Die vielen Stunden im Wasser bescheren auch ihr einen schmerzhaften Sonnenbrand. Hier muss man echt aufpassen…

Von Jerome bekommen wir ein Schüsselchen mit Conch-Resten, die wir kurz vor Sonnenuntergang am Steg ins Wasser leeren. Auf dem Bauch liegend können wir dann wunderbar die Tiere beobachten, die sich daran gütlich tun.

Neben den großen Stachelrochen kommen auch ein paar Eagle Rays (Adlerrochen) und zwei riesige Kugelfische.
Die Eagle Rays gehören zu den faszinierendsten, schönsten und vor allem anmutigsten Wesen, die ich wohl je gesehen habe. Sie gleiten majestätisch wie die Adler der Lüfte durchs Wasser und sehen dabei mit ihrem gepunkteten Muster absolut zauberhaft aus.

Wir können uns gar nicht sattsehen.

Zum Abendessen gibt es frischen Fisch, gegrillt und mit Gemüse serviert. Yummy!
So fühlt sich echtes Inselleben an!

Wir schlafen fantastisch und setzen dieses wunderbar gemütliche Leben im Paradies fort.

Die freie Fläche neben dem Haus, um die sich der Esstisch und die Palmen mit den Hängematten guppieren, eignet sich fantastisch zum Poispielen, Jonglieren und Tanzen.

Wir gehen mit Rocky und Sara schnorcheln und sehen zum ersten Mal, wie man Fische mit der Harpune jagt und Oktopusse mit einem Haken aus ihrer Höhle zieht.


(Photo by Sara)

Erst danach erfahren wir, dass hier im Naturschutzgebiet eigentlich nur die Einheimischen fischen dürfen. Allerdings scheint das ausschließlich die Parkwächter zu interessieren, die hin und wieder auf der Insel vorbeischauen. Und wenn man es genau nimmt, ist es für die Tiere ziemlich egal, ob Jerome sie für uns fangen muss, oder ob Rocky seine Freude daran hat.

Von Jerome lernen wir, wie man die Conchs, die großen Muscheln, ausnimmt.
Wer essen kann, muss schließlich auch den Prozess bis zum Essen bestreiten können.
Allerdings habe ich immer noch den Verdacht, dass ich sehr schnell Vegetarier werden würde, wenn ich mich um all mein Essen selbst kümmern müsste…

Die Stachelrochen freuen sich jedenfalls über den Snack.

Um die Kokosnüsse hingegen müssen wir uns nicht selbst kümmern, denn die holt einer der Inseljungs für uns von den Palmen. Es gibt zwei von diesen Jungs hier. Cookie und Leon. Beide sind lieber auf der Insel oder auf dem Wasser als zuhause auf dem Festland.
Sie gehen nur zur Schule, wenn die Fischer sich weigern sie mitzunehmen.

Kurz vor dem Abendessen entzünden wir unsere Feuerpoi und geben zur Begeisterung von Jerome, Rocky und Sara ein wenig unsere Künste zum Besten. Es ist immer wieder wundervoll, die Flammen um sich tanzen zu lassen!

So vergeht die Zeit mit gutem Essen, Schnorcheln, Tanzen und Relaxen.
Während Dario viel Zeit in der Hängematte verbringt, widme ich mich endlich mal wieder ein paar Kunstprojekten. Einen besseren Ort, als einen Tisch mit Blick aufs Meer gibt es dafür kaum.


(Photo by Sara)

Jeden Abend tanzen wir mit dem Feuer.

 

Krimi-Insel

An einem Abend zeigt Jerome uns eine traditionelle Art hier große Fische zu angeln.
Man befestigt einen „kleinen“ (gute 25cm großen) Fisch an einem Haken und wirft ihn vom Ende des Stegs aus ganz weit raus.

Dann geht man Abendessen oder was auch immer.

Und wenn nichts angebissen hat, geht man eben ins Bett und schaut am nächsten Morgen nach.

Am nächsten Morgen ist leider eine Muräne am Haken.
Die werden hier jedoch nicht gegessen und stattdessen zurück ins Meer geworfen.

Wir angeln einen neuen „kleinen“ Fisch und warten wieder.

Ab und zu schauen wir nach, ob was angebissen hat.

Nach ein paar Stunden sehen wir einen der Inselbewohner auf den Steg gehen und mit einem riesigen Fisch zurückkommen.

Da Jerome uns erst letzte Nach von einem „schwarzen Schaf“ der Insel erzählt hat, berichten wir ihm sofort was wir gesehen haben.

Bald darauf ist der Täter gestellt und wir kriegen zumindest die Hälfte unseres Fisches wieder!
Ein Glück, denn sonst wäre das Abendessen womöglich ungewohnt karg ausgefallen.

 

Feuerfisch-Massaker und Abschied

An dem Tag, an dem Rocky und Sara abreisen, findet ein Feuerfisch-Wettbewerb statt.
Die Regierung vergibt Preise in diversen Kategorien wie z.B. den größten Feuerfisch, den kleinsten Feuerfisch und für die meisten Feuerfische.

Diese wunderschönen, ziemlich giftigen Fische vermehren sich hier wie verrückt und werden schnell zum Problem.

Daher findet alljährlich dieser Wettbewerb statt. Die Fischerleute, die heute am Steg anlegen, haben ganze Boxen voll Feuerfische an Bord. Stolz präsentieren sie uns ihre Fänge, allerdings stets sehr behutsam und auf ihre Finger bedacht, um sich nur ja nicht an einem der vielen Stacheln zu piksen.

Auch die Fischer, die Rocky und Sara ans Festland bringen, haben einige an Bord. Bevor die Fahrgäste aufgenommen werden, wird die giftige Ladung sicher verstaut.

Etwas traurig winken wir den beiden hinterher. Selbst nach so vielen Treffen und Abschieden in den letzten anderthalb Jahren fallen Abschiede noch immer nicht ganz leicht.

Auch sie wollen eigentlich gar nicht weg, doch ihr Urlaub ist bald schon wieder vorbei.
Zwei Wochen Urlaub erscheinen uns mittlerweile wie ein Fingerschnippen.
Wie soll das nur werden, wenn wir wieder selbst nur so wenig Zeit für Reisen haben?
Andererseits freuen wir uns mehr und mehr auf Zuhause, je näher der Heimflug rückt.

Und gerade hier auf der Insel merken wir auch, wie wohl es tut einen einigermaßen geregelten Tagesablauf zu haben, der sich durch die von Jerome festgelegten Essenszeiten ergibt.

 

Raus ans Riff!

Am nächsten Tag sitzt plötzlich jemand neues bei uns am Tisch. Ein großer, hagerer Typ der bei weitem nicht mehr der Jüngste ist aber dennoch jung wirkt mit blondem Wuschelhaar, braungebrannt und muskelbepackt.

Ich glaube, einen so braunen weißen Menschen habe ich überhaupt noch nie gesehen.

Er stellt sich als Gaston aus Holland vor, doch Jerome nennt ihn nur „Ironman“. Diesen Spitznamen, bei dem ihn die Inselbewohner rufen, verdankt er seinem Schiff aus Eisenholz.
Seit gut zwanzig Jahren ist er mit dem romantischen Segler, der über 100 Jahre alt ist unterwegs.

Wir verstehen uns gut mit ihm und gehen nachmittags mit ihm zum Harpunieren ans Riff. Endlich kommen wir mal richtig weit raus, denn ohne Boot ist es geradezu unmöglich die besonders schönen Stellen des Riffs zu erreichen. Man muss um die Kannte des Riffs herumschwimmen und dann daran entlang, aber da die Strömung permanent gegen einen arbeitet, kommt man nur sehr langsam voran.

Heute genießen wir also den Luxus die ganze Zeit mit der Strömung zu schwimmen. Wir sehen einen kleinen Hai, einen Feuerfisch den Gaston sogleich zur Strecke bringt und unzählige andere, wunderschöne Fische.

Besonders eine kleine schwarze Fischsorte, mit funkelnden dunkelblauen Punkten zieht mich in ihren Bann. Sie sehen so zauberhaft auf. Wie ein winziger Nachthimmel mit blauen Sternen.

Anschließend fahren wir noch mit Gaston zu seinem Schiff. Seine zwei Hunde, die sich in der Zwischenzeit die Pfoten auf der Insel vertreten haben stehen dabei so sicher auf dem Rand des Schlauchboots als wäre dies die natürlichste Umgebung für einen Hund.

Bei einem Sundowner aus Rum (wir sind schließlich in der Karibik!), Saft und Limetten unterhalten wir uns, während langsam die Sonnen hinter dem Horizont verschwindet.

 

Die meiste Zeit sind wir Jeromes einzige Gäste. Nur einmal kommt noch ein deutsches Paar dazu, reist jedoch gleich am nächsten Tag weiter.

Zum Schnorcheln versuchen wir immer so weit wie möglich raus ans Riff zu kommen. Als beste Möglichkeit stellt sich Hitchhiken heraus.
Der Sohn eines reichen Ressortbesitzers ist zur Zeit auf der Insel und geht seiner Leidenschaft, dem Angeln großer Fische nach. Dazu fährt er nachmittags stets mit seinem flotten Boot hinaus. Da wir zu selben Zeit vorne an der Kante des Riffs sind, halten wir einfach den Daumen raus und er nimmt uns tatsächlich mit. Zum Dank rufen wir ihm zu, wann immer wir einem Schwarm riesiger Fische begegnen.

 

Wir beschließen noch zwei Tage länger auf der Insel zu bleiben.
Am liebsten würden wir unseren Aufenthalt sogar noch weiter ausdehnen, aber wir wollen auch unbedingt noch einen mexikanischen Kochkurs belegen und der hat nur noch an einem einzigen Datum vor unserer Abreise Plätze frei.

Allerdings bekommen wir während dieses verlängerten Insellebens auch noch die Schattenseite der kleinen Inselgesellschaft zu sehen.

Gerade sitzen wir gemütlich mit Jerome in der Küche, als plötzlich der Dieb auf der Veranda auftaucht. Dieser Typ, das schwarze Schaf der Insel, wegen dem wir unseren Barrakuda nicht selbst aus dem Meer ziehen konnten.

Jerome geht ihm sofort entgegen. Der Typ schreit ihn an. Jerome redet mit bestimmten Ton dagegen. Wir verstehen kaum ein Wort, weil sie sich im hiesigen Slang unterhalten.

Dann geht der Kerl plötzlich auf Jerome los und es fliegen die Fäuste. Doch so schnell wie es begonnen hat, hört es auch wieder auf und der Störenfried stürmt davon.

Jerome hat uns schon zuvor erzählt, dass der Kerl auch sein Navigationsgerät gestohlen hat und er noch überlegt, was er machen soll. Nun hat dieser Typ wohl irgendwie Angst bekommen, Jerome würde die Polizei rufen. Da der Kerl sogar wegen Mordes schon mal im Gefängnis saß, will er das um jeden Preis vermeiden. Besonders klug ist seine Vorgehensweise aber nicht, denn die Gewalt, die er gerade an den Tag gelegt hat, macht die Sache erst richtig schlimm.

Wir machen uns Sorgen um Jerome, vor allem als uns klar wird, dass der Typ auf seinen Hals gezielt hat. Die Folge ist eine so starke Heiserkeit, dass er ein paar Stunden später kaum noch mit uns reden kann.

Doch er versichert uns, dass er schon klarkommt.
Und wir glauben es ihm, denn was bleibt uns auch anderes übrig in einem Land, in dem man sich auf das Gesetz nicht verlassen kann?

Am letzten Tag bringt Gaston noch ein paar andere Gäste vorbei und wir freuen uns, dass es etwas voller wird. Voller bedeutet sicherer. Zwei von ihnen sind ein junges Paar aus den USA mit denen wir uns auch gleich prächtig verstehen. Die anderen sind schon älter, kommen aber aus Kanada und sind auch sehr nett.

Es stellt sich heraus, dass das Pärchen auch Poi spielt und gemeinsam veranstalten wir einen unvergesslichen letzten Abend. Wir tanzen mit dem Feuer bis tief in die Nacht und obwohl Jerome extra nochmal Kerosin besorgt hat, geht uns schließlich der Brennstoff aus.

Was für eine wundervolle Zeit!
 

 

An unserem letzten Morgen begleiten uns Jerome und Gaston zum Steg, von wo das große Boot uns wieder ans Festland bringt. Schweren Herzens verabschieden wir uns.
„Bis hoffentlich bald!“