Zoo mit einheimischen Tieren – exotischer geht es nicht
15.02.2018

In Tuxtla angekommen sind wir vollkommen erschöpft. Wir nehmen ein Taxi zum Hotel Frida Khalo (ja, das Hotel heißt tatsächlich so, bitte fragt mich nicht, wer sich da so verschrieben hat), welches sich als etwas schäbig aber trotzdem ganz nett herausstellt.

Erst mal duschen und ausruhen.

Dann suchen wir uns was zu futtern und machen uns anschließend mit dem hiesigen öffentlichen Verkehr vertraut. Das Mittel der Wahl sind hier die sogenannten „Colectivos“. Das sind ganz kleine Busse, die jeden auf ihrer Route aufsammeln, der mit möchte und einen ebenso flexibel auch wieder aussteigen lassen.

Sobald man mal rausbekommen hat, von wo der richtige Colectivo losfährt, ist die Sache also ganz einfach. Zum Glück kennen sich die Locals gut aus und wir fragen uns problemlos durch.

Der Zoo ist richtig nett. Es werden nur einheimische Tiere gezeigt, aber das bedeutet für uns einige Überraschungen. Schließlich sind wir ja nicht einheimisch.

Da gibt es fantastische Vögel und goldige „Ratten“, die frei herumlaufen und die wir mit Kokosnuss-Stückchen füttern. Zudem alle möglichen Insekten, Greifvögel, Schildkröten und Wildkatzen.

Besonders begeistert sind wir von den schwarzen Panthers und einem kleinen Wildkatzenpärchen. Als wir an ihr Gehege kommen, pennen sie grade tief und fest, die Pfoten baumeln entspannt von einem Ast in die Tiefe.

Weil ich auch so müde bin, machen wir es uns einfach auf einer Bank gemütlich und dösen auch. Erst als es langsam kühler wird, wachen wir alle auf. Die Katzen beginnen elegant durch das Gehege zu tigern und jagen gerne auch mal eine Vogel, der sich zu nah heran wagt. Wir bewundern sie noch ein wenig, dann setzen wir unseren Spaziergang fort.

Auch die Tapire finde ich faszinierend. Ihr Fiepsen passt so gar nicht zu ihren großen Körpern.

 

Bootsfahrt durch den großen Canyon
16.02.2018

Heute nehmen wir ein Colectivo in den Nachbarort Chiapa de Corzo. Es ist eines der zauberhaften Dörfchen und von hier starten Bootstouren in den Sumidero Canyon.

Die Steilwände ragen mehrere hundert Meter in die Höhe und immer wieder gibt es faszinierende Felsstrukturen. Außerdem sehen wir zum ersten Mal Krokodile in freier Wildbahn!

Leider gibt es auch hier, wie an so vielen Orten dieser Welt, ein Müllproblem. An bestimmten Stellen sammelt sich alles, was die Strömung so zu fassen kriegt. Überwiegend Plastik.

Am Abend gehen wir ins Restaurant „Las Pichanchas“ in Tuxtla, zu dem ich eine ungewöhnlich begeisterte Empfehlung gefunden habe.

Wir bestellen das Getränk des Hauses „El Pumpo“ und hätten keine bessere Wahl treffen können!
Der Cocktail wird in einem Flaschenkürbis serviert und jedes Mal, wenn ein Kellner einen „El Pumpo“ an einen Tisch bringt, läutet er zuerst eine Glocke an der Ausgabetheke und ruft „El Pumpo“, dann geht er in die Mitte des Lokals und wiederholt diese Zeremonie. Auch dort hängt eine Glocke. Die anderen Kellner greifen den Ruf auf und so schallt es aus allen Ecken „El Pumpo“. Und zu guter Letzt wird noch ein kleines Glöckchen geläutet, das über einem jedem Tisch hängt und dann wird das Getränkt mit großer Geste in die Gläser geschenkt. Vorzüglich.

Auch das Essen ist gut und bald darauf beginnt sogar eine traditionelle Tanzvorführung inmitten der Tische. Die Tänze sind schwungvoll und witzig. Immer wieder wird sogar das Publikum eingebunden. Es gibt Blumenkränze für die Damen und bei einem Tanz werden Rasseln zum Mitmusizieren verteilt. Ein andermal dürfen die Gäste tanzen.

Beschwipst von dem vielen „El Pumpo“ und beschwingt von dem schönen Abend spazieren wir zurück ins Hotel.

 

San Cristobal – Touristenhochburg
17.02.2018

Wir ziehen in das nahegelegene Touristenörtchen San Cristobal um. Hier wimmeln die Straßen von Gauklern und Musikanten. Kunsthandwerk kann erstanden werden und Bernstein ohne Ende.

Wir fühlen uns sofort wohl und verbringen den Nachmittag bummelnd.

Unter anderem besuchen wir ein kleine Kakaomuseum und probieren den traditionellen Kakao. Einen mit Chili, einen mit Amarant, einen mit Zimt und einen mit Honig. Leider sind sie auf Wasserbasis und wir finden sie ganz furchtbar.

 

Kerzen, Hühneropfer und kleine Kinder
18.02.2018

Wieder mal besteigen wir ein Colectivo. Doch diesmal bringt es uns in ein abgelegenes Dörfchen.

Doch was haben wir hier eigentlich zu suchen?
In diesem Ort gibt es etwas, das eine kleine aber beständige Zahl an Touristen anzieht: Eine Kirche.

Es ist jedoch keine gewöhnliche Kirche. Denn in Chamula leben die Nachfahren der Maya, die Tzotzil, noch nach alten Traditionen. Sie sprechen ihre eigene Sprache und lehnen die moderne Welt ab. Wobei das natürlich nicht ganz klappt. Auch hier kann man die gleichen Souveniers kaufen wie überall und es gibt sogar einen kleinen Laden mit neuer Elektronik.

Nachdem wir eine kleine Touristengebühr entrichtet haben und darüber belehrt worden sind, dass wir weder Fotos machen noch filmen dürfen, können wir die Kirche betreten.

Es ist dämmrig, denn der Raum wird nur von Kerzen erhellt. Es sind tausende. Die meisten stehen auf Tischen an den Seiten.

Der Boden ist mit Baumnadeln ausgelegt. Wir spazieren einmal durch diesen mystischen Raum, dann setzten wir uns im Schneidersitz recht weit hinten hin und beobachten zwei Familien bei ihren Ritualen.

Zuerst wird ein kleiner Bereich des Bodens freigekehrt. Dann werden mehrere Reihen Kerzen aufgeklebt. Die Reihe, die am weitesten weg von der Familie steht, ist die größte, dann folgen mehrere in kleinen Abstufungen. Direkt vor der Familie wird eine Reihe aus Trinkflaschen aufgestellt. Dabei scheint der Inhalt egal zu sein. Die einen bringen nur Wasser mit, bei anderen darf es auch mal Coca Cola sein.

Nach endlosen Gebeten wird etwas von den Getränken über die Kerzen gegossen, dann wird getrunken, gerülpst, gebetet und anschließend folgt die Opferung des mitgebrachten Huhns.

Dank einiger Recherche wissen wir, was diese Rituale bewirken sollen. Ein Rülpser ist so etwas wie eine Reinigung und kann von Krankheit oder auch Sünde befreien. Bei der Ausstoßung eines solchen hilft natürlich die Cola. Danach kommt das Huhn ins Spiel, in das das Böse fahren soll.
Es wird getötet wird und das war´s dann mit der Krankheit oder der Sünde.

Ja, diese Riten sind es, die immer wieder Touristen anlocken.
Es ist eine wilde Mischung aus christlichem Glauben und den Traditionen der Maya.

Man könnte nun meinen, das für uns „zivilisierte“ Leute irgendwie gruselig, aber ganz im Gegenteil. Die Familien mit ihren kleinen Kindern erzeugen eine ganz lockere, wenn auch zeremonielle Stimmung. Denn die Kleinen dürfen sich auch mal auf den Boden legen, miteinander schwatzen oder spaßen. Die Frau vor uns, die gleich vier kleine Kinder dabei hat, tut sich zeitweise ganz schön schwer ihr Ritual fortzusetzen. Ein Kind häuft dem Baby Baumnadeln auf den Kopf, ein anderes wischt sie wieder herunter. Das Huhn guckt uns nur fragend an.

In letzter Zeit ist uns immer mehr und mehr aufgefallen, wie viele Kinder auf der Straße arbeiten. Auch dieser kleine Ort stellt da keine Ausnahme da und in San Cristobal, mit all seinen Touristen, wird es besonders deutlich.

Nachmittags sehen wir einen Truck, der lauter Kinder einsammelt, die alle Zuckerwatte verkaufen. Organisierte Kinderarbeit wie bei Slumdog Millionär? Gut vorstellbar.

Was für ein hartes Leben. Die Gesichter sprechen oft schon bei den Sechs- oder Siebenjährigen von einer bereits vergangenen Kindheit.

Ebenso sitzen viele alte Leute auf der Straße. Hier gibt es keine Rente. Keine soziale Absicherung.

Wir versuchen immer Kleingeld in der Hosentasche zu haben, um ein wenig spenden zu können.

 

Von kalt nach heiß
19.02.2018

Wieder einmal verbringen wir einen Tag im Bus.

Teils schaffe ich es, ihn zum Schreiben zu nutzen, doch manche Abschnitte der Strecke sind schlichtweg zu kurvenreich.

Als wir mittags an einem Imbiss anhalten, merken wir, wie heiß es plötzlich draußen ist.

Es ist bereits dunkel, als wir Palenque erreichen. Zum Glück ist unser AirBnB ganz in der Nähe der Busstation. Es gehört einem alten Professor, der uns sehr nett willkommen heißt.
Wirklich begeistert von unserer Ankunft ist seine junge Hündin, die mich schier auffrisst. Da hat der nette Herr Professor noch einiges an Erziehungsarbeit vor sich.

 

Agua Azul – Wasserfälle zum Staunen
20.02.2018

Es ist heiß!

Und mir geht es irgendwie nicht so toll.
Leichte Übelkeit und einfach unbehaglich.

Also beschließen wir, gleich mal zu den Wasserfällen zu fahren. Zum Entspannen.
Noch bevor wir die Haltestelle der Colectivos erreichen, kommt uns schon einer entgegen und gabelt uns auf. Perfekt, wir sitzen ganz vorne und haben eine tolle Sicht auf den Urwald, durch den wir fahren.

Die Straße ist abenteuerlich, denn sie scheint hauptsächlich aus engen Kurven zu bestehen und immer wieder sind ganze Stellen weggebrochen. Zudem kann unser Fahrer seinen Freunden erzählen, er sei hauptberuflich Rennfahrer, ohne dabei wirklich zu lügen.

Mein Magen findet das gar nicht gut.
Normalerweise kann mir ja keine Kurvenstrecke der Welt etwas anhaben, aber in meinem heutigen Zustand leide ich dann doch.

So froh anzukommen, war ich noch selten. Wäre diese Geschichte ein Comic, wäre ich in diesem Moment mit grünem Kopf und herausquellenden Augen dargestellt.

Leider müssen wir von der Kreuzung, an der uns das Colectivo abgesetzt hat, noch ein Taxi für die letzten Kilometer zum Wasserfall nehmen. Um das zu überstehen, muss ich mich zuvor erst kurz auf einer Bank erholen.

Als wir schließlich das kühle Nass erreichen, werden mir zwei Dinge klar.
Erstens: Es war die Tortur wert!!!
Zweitens: Mir ist so schlecht, dass ich nicht mal baden mag.

Also beginnen wir mit der Entspannung und ich halte eine Mittagsschläfchen.
Anschließend gehen wir baden und staunen ohne Ende über die vielen Kaskaden, die sich den Hang herab ergießen. Auf etlichen Ebenen kann man Schwimmen gehen. Es ist zauberhaft.

 

Wir gehen alles ganz langsam an.

Obwohl ich den ganzen Tag leide, ist es einfach wunderschön.

Die Rückfahrt ist noch schlimmer als die Hinfahrt. Wieder in der Unterkunft gehe ich gleich ins Bett. Kurz darauf bekomme ich Fieber. Ach du Sch****!!!

Fieber in so einem Land zu bekommen stand nicht auf unserer To-Do-Liste.
Natürlich denken wir gleich an Malaria. Das ist vermutlich typisch deutsch. Immer gleich das Schlimmste befürchten. Wir überlegen, gleich am nächsten Tag nach Cancun zu fahren, wo es größere Krankenhäuser gibt und viele Leute Englisch sprechen.

Doch nach einigen Telefonaten mit Ärzten in Deutschland und natürlich mit Mama, beschließen wir uns wenigstens noch einen Tag zu erholen und dann erst zu fahren.

Die ganz schlimme Form der Malaria gibt es hier wohl gar nicht und außerdem haben wir ja sogar selbst ein Mittel zur Behandlung im Notfall dabei.

 

Was man so tut, wenn man krank ist…
21.02.2018

Ich verbringe den ganzen Tag im Bett und auch Dario scheint die Erholung dringen nötig zu haben.
Ihm geht es auch nicht richtig gut. Vielleicht haben wir uns irgendwas eingefangen. Oder es sind Salmonellen.

 

Was man eigentlich NICHT tut, wenn man krank ist…
22.02.2018

Da es uns wieder etwas besser geht, beschließen wir heute Abend mit dem Nachtbus nach Cancun zu fahren. Sicherheitshalber.

Aber zuvor wollen wir noch die berühmten Pyramiden hier in Palenque anschauen. Die standen schließlich groß auf unserem Programm. Und so ein kleiner Ausflug ist ja auch nicht so anstrengend.

Klar, es ist trotzdem eine Dummheit. Aber wir werden nicht noch mal herkommen und wollen die Pyramiden halt unbedingt sehen.

Gesagt, getan. Wir schaffen es sogar ganz gut, die Anlage zu besichtigen. Es gibt mehrere sehr schöne Tempel und einige eingewachsene Ruinen, die ihre ganz eigene Schönheit haben.

Im Gegensatz zu sonst steigen wir allerdings kaum auf ein Gebäude hinauf, sondern verbringen lieber die Zeit irgendwo im Schatten und schauen einfach nur.

Für die Fahrt nach Cancun wählen wir einen etwas nobleren Bus und schaffen es tatsächlich zu schlafen.