Fahrt durch Klimazonen
06.02.2018

Wieder ein Tag im Bus. Diesmal geht es durch eine irre Hügellandschaft. Kurve um Kurve, Hügel um Hügel nähern wir uns dem Dörfchen Xilitla, unserem heutigen Ziel.

So viele Kurven sind es, dass ich schnell jegliche Tätigkeit an irgendwelchen Bildschirmen einstelle und nur noch aus dem Fenster schaue. Auch Dario schlließt sich mir dabei bald an. Alles andere führt zu Übelkeit.

Die Strecke ist aber eh wunderschön und so bietet es sich an, sie zu genießen. Anfangs ist es unglaublich trocken, Kakteen über Kakteen strecken sich zum Himmel.
Doch dann kommen Bäume hinzu und schon zwei Hügelkuppen später befinden wir uns im Urwald. Es ist wie eine Fahrt in eine andere Welt.

Scheinbar regnen sich die Wolken immer auf dieser Seite der Hügel ab, sodass auf der anderen Seite kaum ein Tropfen ankommt. Entsprechend werden die Sonnenstrahlen bald weniger und wir versinken im Nebel.

Als wir schließlich aussteigen, stellen wir fest, dass es aber trotzdem angenehm warm ist. Wir machen uns auf die Suche nach unserem AirBnB und finden es mit Hilfe einiger Einheimischer schließlich auch. Wieder dauert es aber noch eine Weile, bis wir tatsächlich ins Haus kommen. Die Frau ist noch nicht da.

Dafür stellt sich unsere Unterkunft als sehr nett heraus. Wir haben einen hübschen kleinen Balkon mit Blick übers Dorf und auf die Hügel. Trotz Nebel.

Auch finden wir ein gutes Restaurant. Schon ist die Welt in Ordnung. Der Ort fühlt sich irgendwie gut an. Auch als es dunkel wird sind noch Frauen und Kinder in den Straßen unterwegs. Wir fühlen uns sicher.

 

Der surrealistische Skulpturengarten des Edward James
07.02.2018

Heute besichtigen wir den Ort, wegen dem wir hergekommen sind: Den surrealistischen Skulturengarten des Edward James. Besagter Mann war ein britischer Multimillionär und unter anderem Kunstsammler, Landschaftskünstler und eben Anhänger der surrealistischen Bewegung.
Wir laufen hin. Schloss und Garten liegen etwas außerhalb des Ortes. Es ist ein wunderschöner kleiner Spaziergang durch den Urwald. Überall zwitschern Vögel. So haben wir uns Urwald vorgestellt, nicht wie in Indonesien, wo es kaum noch freie Vögel gibt.

Und zu unserer großen Begeisterung, scheint es so gut wie keine Stechmücken zu geben. Besser geht es kaum!

Der Garten und die „Skulpturen“, die eher an ein weitläufiges Schlösschen erinnern, sind absolut faszinierend. Man fühlt sich wie in den Ruinen einer Magier-Schule. Ein mystischer Ort, an dem Heute malerische Strukturen und Urwald verschmelzen.
Wir wandeln herum wir in einem Traum.

In Deutschland wäre ein Ort wie dieser undenkbar. Treppen bis ins dritte Geschoss, ohne Geländer.
Die wenigen Bereiche, die hier gesperrt sind, betritt man in diesem Fall lieber wirklich nicht.

Das Grundstück ist ein absoluter Traum. Sollten wir jemals etwas annähernd schönes finden, hoffe ich, dass wir dort leben können. Sogar einen Wasserfall gibt es. Mehrere Becken laden zum Baden ein. Blöd nur, dass ich kein Handtuch eingepackt habe.

Wir beobachten einen einheimischen jungen Mann, der von einem Felsen in eines der Becken springt. Falls es morgen auch noch warm ist, müssen wir nochmal herkommen! Egal, was meine langsam abklingende Erkältung davon hält!

Wir treffen eine Deutsche, die alleine unterwegs ist und gehen gemeinsam ins Dorf zurück. Von ihr bekommen wir einige gute Tipps zum Finden von Busverbindungen und erfahren, dass wir eines unserer Ziele streichen können. Einen Ort, an dem man um diese Jahreszeit für gewöhnlich jede Menge Schmetterlinge beobachten kann. Aber diesmal sind es wohl gar nicht viele. Der Aufwand lohnt nicht und wir sind ganz froh, unseren Zeitplan zu entspannen.

Abends essen wir in einem Lokal mit schöner Aussicht, von dem aus man auch das tatsächliche Schlösschen des Edward James sehen kann. Es befindet sich mitten im Ort und ist heute ein Hotel.

 

Im Nebel
08.02.2018

Leider hat es nachts geregnet und abgekühlt. Aus baden gehen wird also nichts. Wir machen uns einen gemütlichen Tag und nehmen Abends den Bus nach Mexiko Stadt.

Eigentlich wären wir lieber tagsüber gefahren, aber die einzige Verbindung, die wir gefunden haben geht über Tampico. Und diese Stadt gehört zu denen mit Reisewarnung.

Da wir ja entschieden haben, uns lieber nicht entführen zu lassen, geht das also nicht. Und so ziehen wir die Nachtfahrt in sicheren Regionen vor. Es geht auch alles gut. Gegen vier Uhr morgens erreichen wir den Busbahnhof und steigen in den Anschlussbus nach Papantla.

 

Papantla – Pueblo Mágico – ein magisches Dorf
09.02.2018

Gegen 13:00 Uhr kommen wir in Papantla an. Zum Glück ist unser Hotel sehr nah an der Bushaltestelle und wir können gemütlich hinlaufen.

Erst mal unter die Dusche, nach dieser langen Fahrt! Danach kuschel ich mich erst mal ins Bett, während Dario Recherchen am Computer betreibt.

Später schlendern wir in den Ort. An einem Stand erstehen wir eine frische Kokosnuss, die wir genüsslich schlürfen. Die erste seit Indonesien! Kaum zu glauben, aber das ist schon wieder über ein halbes Jahr her.

Am Dorfplatz, der sehr schön gestaltet ist, finden wir ein nettes offenes Restaurant im ersten Obergeschoss, das uns mit seinem bunten Mobiliar und fröhlicher Musik lockt.
Von dort haben wir einen guten Blick über den Platz, auf dem viele Bäume stehen und dessen Mitte von ein Pavillon geziert wird.
Von uns aus gesehen rechts befindet sich die Dorfkirche, an deren Fuße sich ein tolles Relief befindet.

Wir bestellen eine Vor- und zwei Hauptspeisen, merken jedoch schnell, dass das ein Fehler war. Die Vorspeise würde glatt für uns beide als ganzes Essen reichen.
Allerdings ist alles so lecker, dass wir auch gerne weiter futtern.

Überall um uns herum ertönt Vogelgezwitscher. Auf diesem einen Platz scheinen mehr freie Vögel zu sein, als in ganz Indonesien. Immer mal wieder sieht man auch ein Eichhörnchen durch die Baumwipfel huschen.

Es ist Freitag Nachmittag und es herrscht ein gemütliches Treiben. Es wird gebummelt und gekauft, die vielen kleinen Stände auf dem Platz bieten vor allem Essen an.
Andere weiße Touristen entdecken wir nicht.

Bald darauf sehen wir einige bunt kostümierte Männer an einem langen Mast neben der Kirch hinaufklettern. Was wird denn das?

Ihre Bewegungen sind stark und sicher. Schnell haben fünf Mann die Spitze erreicht. Sie beginnen lange Seile hinauf zu ziehen, während sie selbst auf einem Quadratischen Gerüst aus Stangen auf der Spitze des Mastes sitzen. Mit den Füßen stoßen sie sich am Mast ab und bringen das Gerüst zum Rotieren. So drehen sie sich da oben wie auf einem kleine Karussell. Die Seile werden dabei und die Spitze des Mastes gewickelt.

Als die Seile komplett aufgewickelt sind, beginnt einer der Männer Flöte zu spielen. Schnell stellen wir die Verbindung zu einer großen Statue eines Flötenspielers her, die auf dem Hügel hinter der Kirche steht. Das muss hier etwas Wichtiges sein.

Ein älterer Herr im gleichen Kostüm betritt nun das Restaurant und sammelt spenden für die Gruppe ein. Anschließend sammelt er auf dem ganzen Platz, während weiter die Flötenlaute in der Luft liegen. Wir haben das Gefühl, dass da noch mehr passieren wird und können kaum weiter essen, weil wir die Augen nicht von den Männern auf dem Mast lassen wollen.

Und dann geht es los: Vier von ihnen gleiten in die Tiefe. Kopfüber, je mit nur einem der Seile gesichert. Wie in einem Kettenkarussell dreht das Gerüst dabei weiter und der fünfte Mann fährt fort auf der Spitze des Mastes die Flöte zu spielen und zu trommeln.

Im Restaurant sind unauffällig zwei Gitarristen aufgetaucht, die die Vorstellung für uns mit weiteren sanften Klängen begleiten.

Es ist eine magische Atmosphäre.

Die Männer, die kreisend in die Tiefe gleiten, je weiter sich die Seile abwickeln. Die Gitarristen. Das Vogelgezwitscher. Und die emsigen Menschen auf dem Platz, für die das alles ganz normal zu sein scheint.

Mexikanischer Tanzabend

Nach dem Essen spazieren wir zurück zum Hotel und entdecken dabei, dass auf dem Dorfplatz eine Band ihre Instrumente aufbaut. Hinter ihnen steht ein großes Schild, auf dem irgendwas mit „Danzón“ steht. Das hört sich nach Tanzen an.

Eigentlich bin ich ziemlich müde, aber Darios Augen funkeln. „Lass uns da hingehen, vielleicht können wir tanzen“.

Also bringen wir unseren Rucksack ins Hotel und kehren auf den Platz zurück, auf dem mittlerweile bereits die Musikanten aufspielen und die ersten Paare sich zur Musik wiegen.
Direkt vor der Bühne tanzen einige ältere Pärchen, die sogar alle ähnlich gekleidet sind. Dunkle Kleidung, die Damen jedoch in roten Röcken.

Wir schauen interessiert zu und einige Leute die herumsitzen, bedeuten uns wir sollen doch einfach mittanzen. Hinter dem Pavillon, der ja die Mitte des Platzes bildet, entdecken wir Paare, die etwas lockerer tanzen. Wir gehen hinüber und bevor wir recht wissen, wie uns geschieht, kommt ein Paar auf uns zu und fordert uns zum Tanz auf.

Mein Tanzpartner ist ein uralter Herr. Sein Gesicht ist einerseits würdevoll, andererseits voller Lachfalten. Er trägt einen weißen Anzug und ist gut einen Kopf kleiner als ich.
Darios Partnerin ist noch etwas jünger, vielleicht die Tochter des Alten.

Sie zeigen uns die Schritte des Tanzes. Der Grundschritt ist ähnlich wie beim langsamen Walzer. Besonders gute Lehrer sind sie allerdings nicht, denn viele Schritte bleiben uns unklar, da das Muster nicht klar wird und sich oft zu schnell wieder ändert. Aber Spaß haben wir alle! Und das ist die Hauptsache.

Für den nächsten Tanz führen die Mexikaner Dario und mich wieder zusammen. Wir versuchen es mit einer Mischung aus Disko Fox und Walzer. Es macht so viel Spaß, dass wir es sogar schaffen all die Dörfler zu ignorieren, die uns zuschauen und häufig sogar filmen. Wir sind die einzigen Touristen. Schon bald kommt der alte Herr wieder zu uns und wackelt mit dem Zeigefinger, was so viel heißen soll wie: „Na, na, na, ihr tanzt viel zu schnell und die Schritte stimmen auch nicht.“
Das verstehen wir sogar ohne Worte.

Er grinst dabei, nimmt uns an den Händen und wieder geht es in diese Art langsamen Walzer, bei dem es scheinbar besonders wichtig ist, wie lange man auf welchem Fuß steht. Und das ganz langsam. Unsere Versuche werden mit einem zufriedenen Kopfnicken und Daumen hoch quittiert.

Nach jedem Lied machen die Musiker einige Ansagen und wir bekommen mit das wir begrüßt werden. Jemand fragt woher wir kommen (diese Frage verstehen wir mittlerweile meistens) und gibt die Information an den Ansager weiter. Wir sind jetzt für alle die „Amigos de Alemania“ (Freunde aus Deutschland).

Während den nächsten Tänzen, in die wir jetzt mehr den typischen Grundschritt des hiesigen Tanzes einbinden, werden wir immer wieder mal von unseren Tanzlehrern gelobt.

Bei einem der letzten Musikstücke wollen die beiden dann nochmal mit uns Tanzen. Die Bewegungen der Tänzer um uns herum scheinen über den Abend etwas lockerer geworden zu sein. Und so tanzen wir jetzt ein wildes Kuddelmuddel, von dem wir keine Ahnung haben, ob das alles auch noch zum ursprünglichen Tanz gehört oder nicht.

Der alte Herr lebt richtig auf und wir enden alle gemeinsam in einer Reihe, untergehakt, eine Art Stepptanz wie beim Karneval tanzend. Passt ja. Zuhause ist grad auch Fasching.

Lachend machen wir noch einige Fotos zusammen. Leider liegt unser Handy im Hotel und so müssen wir diesen Abend im Herzen mit uns forttragen, statt auf einem Bild.
Das gemeinsame Fotos machen, dass der alte Herr angeregt hat, zeigt uns aber, dass zumindest hier das digitale Zeitalter schon voll angekommen ist.

Ob wir je in einen dieser Orte kommen werden, in denen man die Leute echt noch fragen muss, ob man ein Foto machen darf und sie womöglich sogar nein sagen?

Wir verabschieden uns von der lustigen Gruppe mit vielen Umarmungen und Küsschen. Ein paar Leute, die wir bisher gar nicht wahrgenommen haben, nicken oder winken uns zu und eine alte Dame klopft mir zum Abschied lächelnd auf den Arm.

Was für ein wundervoller Abend.

Als wir gerade zurück ins Hotel wollen, spricht uns eine junge Frau auf Englisch an. Sie hat gehört, dass wir aus Deutschland kommen und möchte wissen, wie es da so ist. Wir erzählen ihr, was wir von Mexikanern gehört haben, die schon in Deutschland waren. Nämlich dass sie die Deutschen meist als kalt empfinden. Und dass es teuer ist. Wir empfehlen stattdessen Asien.

Von ihr erfahren wir auch, was es mit den Karussell-Männern auf sich hat. Das sind Indigene, die ein altes Ritual für Fruchtbarkeit gute Ernten durchführen.
Sie machen das jeden Tag, außer wenn es regnet.

Auch von der jungen Frau verabschieden wir uns mexikanisch mit Umarmung und Küsschen. Ein Küsschen auf die linke Wange um genau zu sein. So gehört sich das hier.

Glücklich kehren wir in unser nettes Hotel zurück.
Danke mein Schatz, es war eine fantastische Idee zum Tanzen zu gehen.

 

Die Ruinen von El Tajin
10.02.2018

Wir haben uns einen Wecker gestellt, machen ihn aber einfach aus und schlafen noch eine Weile weiter.

Schließlich gehen wir frühstücken, wieder in das Restaurant am großen Platz. Wie es der Zufall will, ist unser Timing mal wieder unschlagbar. Erneut können wir die kopfüber hängenden Männer bei ihrer Karussellfahrt bewundern.

Anschließend suchen wir nach dem lokalen Bus, der nach El Tajin fährt. Gar nicht so einfach, aber wir fragen uns durch. Ja tatsächlich. Mit wenig Worten, aber es klappt.

So sind wir knapp eine halbe Stunde später am Ziel. Die Ruinenstadt ist viel kleiner als Teotihuacán, hat aber eine faszinierende Struktur und schöne Dekorationen. Wir fühlen uns unglaublich wohl, vor allem weil wir fast die einzigen Besucher sind.

Lange dösen wir auf einer steinernen Bank im Schatten und ich zeichne. Was für ein tolles Stadtzentrum das mal gewesen sein muss. Zu gerne würde ich einen Blick in die Vergangenheit werfen können.

 

Wenn die Archäologen Recht haben, gibt es hier unter anderem sieben Anlagen für Ballspiele und einen großen Marktplatz.

Gegen Nachmittag nehmen wir den Bus zurück, der genau gegenüber der Stelle abfährt, an der wir ausgestiegen sind. Wir haben allerdings schon festgestellt, dass diese Busse eigentlich fast überall halten, wenn man ihnen winkt.

Den Abend müssen wir leider damit verbringen, eine alternative Busverbindung nach Oaxaca zu finden. Die, die wir herausgesucht hatten, fährt entweder nicht sonntags oder ist ausgebucht. Schließlich kriegen wir aber raus, dass wir einen Bus von der nächsten Stadt aus nehmen können.

Unser netter Hotelbesitzer und seine Frau erklären uns die Möglichkeiten morgens dorthin zu kommen. Letztendlich entscheiden wir uns für ein Taxi, denn er kann eines für uns rufen und es kostet nicht mal 10 Euro für die mehr als 20km. Würde unser Bus etwas später fahren, hätten wir es natürlich mit einem lokalen Bus versucht. Aber so ist uns diese entspannte Variante sehr recht.

 

Auf nach Oaxaca
11.02.2018

Unser netter Hotelbesitzer ruft wie versprochen ein Taxi für uns. Der Fahrer ist sehr nett und quatscht in einem fort auf Spanisch. Wir sagen, dass wir kaum Spanisch sprechen, aber das interessiert ihn überhaupt nicht. Und wir wundern uns, wie viel wir tatsächlich verstehen. Er erzählt etwas von einem Freund, der hier wohnt aber eigentlich aus Bayern kommt. Und als ich ihm sage, dass ich die mexikanische Musik mag, zählt er auf, welche Instrumente er und seine Freunde spielen.

Als wir Poza Rica erreichen, sehe ich eine riesige Pumpe und frage, was das ist. Es ist eine Erdölpumpe. Wir entdecken auf der Weiterfahrt durch die Stadt jede Menge davon. Auch entdecken wir, dass hier Abfackelung betrieben wird. Das ist typisch für Erdöl-Förderanlagen. Es handelt sich dabei um ein langes Rohr an dessen Ende sich eine Zündvorrichtung befindet. Verbrannt werden Abgase und das ganze sieht aus als würden riesige Flammen aus einem langen Schornstein schießen. Jetzt erklärt sich auch der seltsame Geruch, der seit einiger Zeit in der Luft liegt.

Und ist das da hinten ein Förder- oder ein Kirchturm?

Die Busfahrt nutze ich hauptsächlich zum Schreiben.
Immer wieder genieße ich aber auch den Blick auf kakteenbewachsene Hügel und Schluchten.

 

Oaxaca und die Pyramiden von Monte Albán
12.02.2018

Wir schlafen aus und gehen gemütlich Frühstücken.
Ja, dieser Satz bildet häufig den Beginn unseres Tages und das ist wichtig!

Da es dann schon nicht mehr so ganz früh ist, nehmen wir ausnahmsweise mal ein Taxi. Wir lassen uns zur Tempelanlage Monte Albán bringen, die auf einem Hügel über Oaxaca thront.

Die Anlage ist schön und es ist nicht viel los. Unter einem Baum dösen wir im Schatten und spielen Poi. Für uns ist das Dasein oft am wichtigsten. Wir müssen gar nicht jedes Detail über die Geschichte eines Ortes kennen, um ihn zu schätzen. Einfach das Gefühl an so einem Ort zu sein, ist wunderbar. Zwischen den alten Gemäuern und Bäumen fühlen wir uns wohl.

Das Museum besichtigen wir aber natürlich auch. Wie immer finden sich einige besonders interessante Kunstobjekte und natürlich Gebeine.

Abends suchen wir zum ersten Mal ein europäisches Restaurant auf, eine Pizzeria, weil Darios Verdauung eine Auszeit von der Schärfe fordert.

 

Die „versteinerten Wasserfälle“
13.02.2018

Heute müssen wir etwas früher aus den Federn, um das gemütliche Frühstücken zu ermöglichen, denn wir haben eine Tour gebucht.

Wir frühstücken in der Schokolaterie gegenüber des Hostels und stellen fest, dass das eine gute Wahl ist. In der Region wird nämlich Kakao angebaut und hier bekommt man ihn ganz frisch serviert.

Was mir am besten gefällt, sind die Hölzernen Kunstwerke, mit denen der Kakao aufgeschäumt wird. Es ist ein Stab mit Schnitzereien, der zwischen den Händen gedreht wird, als wolle man damit ein urzeitliches Feuer entfachen. Um ihn zu benutzen hat man den Kakao am besten in einer bauchigen Vase, denn so spritzt nichts heraus. Erst nach dem Aufschäumen wird die köstliche Flüssigkeit in eine Tasse gegossen.

Wir sind die Letzten, die vom Tourbus aufgesammelt werden. 11 andere Gäste sind schon in dem kleinen Gefährt untergebracht. Nur ein Platz bleibt frei.

Unser erstes Ziel ist der „Árbol del Tule“, der große Baum von Tule. Er ist angeblich der dickste Baum der Welt (über 14m Stammdurchmesser) und tatsächlich sehr beeindruckend. Wir müssen natürlich gleich an den großen Baum in Namibia denken, den wir vor über zehn Jahren besucht haben. Die beiden sind etwa gleich alt: gute 2.000 Jahre. Ähnlich aussehen tun sie nicht, doch beide sind sie auf ihre Weise majestätisch.

Als wir so dasitzen und dieses alte Wesen bewundern, spricht uns ein älteres Paar unserer Reisegruppe auf Deutsch an. Wir lachen, denn wir haben uns schon gedacht woher sie kommen. Mittlerweile haben wir ein ganz gutes Gespür für „typisch Deutsche“.

Die beiden sind sehr nett, wir verstehen uns auf Anhieb. Sie sind schon viel gereist und zwei ihrer Söhne, von denen sie uns erzählen, haben auch schon Langzeitreisen hinter sich.

Unser nächstes Ziel sind einige kleinere Ruinen in Mitla. Erst denke ich, dass so eine kleine Ausgrabungsstätte wohl kaum einen Besuch wert ist, doch die fantastischen Ornamente belehren mich eines Besseren.

Von unserem Tourguide lernen wir, dass einige von ihnen sogar noch original sind. Andere sind rekonstruiert. Jeder Tempel ist einem Gott gewidmet, nie mehreren. Allerdings ist es häufig schwierig, den Begünstigten zu identifizieren, da die Spanier bei ihrer Ankunft die Bildnisse der Götter zerstört oder zumindest vom Tempel entfernt haben.

Gerne benutzten sie auch die Steine der Tempel für ihre eigenen Bauten. So verschmelzen hier in Mitra die alten Tempelbauten mit der christlichen Kirche.

Da der Großteil der Gruppe für Mittagessen stimmt, müssen wir in einem dieser typischen Touren-Restaurants absteigen. Ein großes Lokal mit Buffet, keine anderen gastronomischen Einrichtungen in Laufweite.

Wir vier Deutschen halten davon nicht viel, denn das Buffet ist nichts für den kleinen Hunger. Also bestellen wir nur was zu Trinken. Es stellt sich heraus, dass die beiden Skat spielen können und so ist es klar, womit wir uns die nächste Stunde vertreiben.

Anschließend steht endlich der Höhepunkt dieser Unternehmung auf dem Programm: Die „Versteinerten Wasserfälle“. Dabei handelt es sich um eine sehr mineralhaltige Quelle, die über eine Felskante fließt und dabei Strukturen wie in einer Tropfsteinhöhle bildet.

Diese erinnern tatsächlich an Wasserfälle.
Besonders schön sind auch die Wasserbecken, die sich dabei oben an der Kante bilden. Und in diesen kann man baden gehen. Genau das machen wir.

Das Wasser ist angenehm kühl und an der Quelle sogar Sprudel. Dario probiert es und ist ganz begeistert. Viel zu schnell verfliegt die Zeit. Die Tour ist ja wirklich schön, aber wie immer bei solchen gebuchten Angelegenheiten ist das Programm etwas straffer als unser gewöhnliches Reisetempo.

Vor allem geht es jetzt zu dem Programmpunkt, von dem ich nicht so viel halte: Die Mezcal-Verkostung. Das ist der lokale Schnaps, der aus Guaven gewonnen wird.
Während Tequila ein geschützter Name ist, der nur in der Region Tequila verwendet werden darf und zudem nur aus einer einzigen Guavenart (der blauen Guave) gewonnen wird, kann Mezcal aus jeder beliebigen Guavenart gewonnen werden.

Beim Mezcal wird das Herz der Guave drei bis fünf ganze Tage gekocht, dann eine Woche ruhen gelassen und anschließend zerquetscht. Ganz traditionell noch mit einem großen Mahlstein, der von einem Esel bewegt wird.

Wie erwartet schmeckt mir der Schnaps nicht besonders, da kann auch der Spezialschnaps mit eingelegtem Wurm nichts dran ändern. Doch zu meiner freudigen Überraschung gibt es Liköre. Und die sind gar nicht übel. Munter probieren wir uns durch Schokolikör, Marakujalikör, Nusslikör, Hibiskuslikör, Mangolikör und etliche andere.

Entsprechend lustig wird die ganze Gruppe.

So beschwingt geht es weiter zur Teppichherstellung im Nachbarort. Auch dieser Halt stellt sich als sehr interessant heraus. Wir bekommen eine richtige kleine Vorführung.

Die Wolle wird mit einer besonderen Wurzel, die als Seife fungiert, gewaschen. Dann wird sie gekämmt und gesponnen, wie wir es auch aus der Waldorfschule kennen.

Anschließend folgt die Färbung mit natürlichen Farbstoffen. Hierzu wird ausführlich erläutert, welche Farbe wie zustande kommt. Gelb etwa wird aus der wilden Ringelblume und Baumflechten gewonnen und Blau aus Indigo.Besonders überrascht sind wir, als der Webermeister uns die Cochenilleschildläuse zeigt. Diese leben auf den Nopales, den Kakteen die hier auch gerne gegessen werden. Zerquetscht man die Schildläuse, erhält man ein wunderschönes, tiefes Rot.

Der Webermeister gibt etwas von dem Karmin (so nennt man diesen Rotton) in ein Glas mit Wasser. Dann gibt er etwas Zitronensaft, also Säure, hinzu. Die Farbe wird Orange. Dann gibt er Kalzium hinzu und erhält ein tiefes Lila. Ich hoffe das stimmt alles so, wie ich es hier niederschreibe.
Natürlich gibt es noch wesentlich mehr natürliche Farbstoffe.

Durch verschiedene Abstufungen jeder Farbe entsteht so ein recht breites Spektrum an Farbtönen. Am Webstuhl entstehen dann in Monate langer Arbeit Teppiche mit kunstvollen Mustern.

Wieder in der Stadt verabschieden wir uns herzlich von der Gruppe und dinieren in einem feinen Restaurant. Allerdings stellt sich das ausnahmsweise als keine so gute Idee heraus.
Das Essen wird unseren hohen Ansprüchen nicht gerecht.
Tja, wenn man so verwöhnt ist wie wir, kann das eben auch mal passieren.

 

Noch ein Tag in Oaxaca
14.02.2018

Da unser Bus erst abends abfährt, machen wir uns einen gemütlichen Tag und bummeln durch die Gassen.

Der Markt gefällt mir ganz gut, hier gibt es alle möglichen Leckereien und natürlich jede Menge hübschen Krimskrams.

Besonders gerne beobachten wir die Standbesitzer, manche sind wahre Unikate.

Der große Platz in Oaxaca hingegen hat für uns etwas befremdliches. Einerseits gibt es hier große Restaurants, ein Kirche, es wird Musik gespielt und alles verkauft, was man sich nur so vorstellen kann. Anderseits stehen zwischen den Bäumen provisorische Zelte in denen wohl gelebt wird.

Armut und Reichtum prallen massiv auf einander.

Wir vermeiden es uns hier aufzuhalten und besichtigen stattdessen lieber eine Kunstgalerie.

Abends steigen wir in den Bus und bereuen, die „Holzklasse“ gebucht zu haben. Die Abstände zwischen den Sitzen sind eng und es ist nicht sehr gemütlich. Schlafen nahezu unmöglich. Brrrrrr. Zudem kommen wir fast eine Stunde später an als geplant, da wir nach den ersten paar Kilometern umkehren müssen um den Bus zu wechseln. Wohl wegen eines Defektes.