Das Mari Mari – endlich angekommen

12.05.2017 – 20.05.2017

Morgens um fünf Uhr erreichen wir die Ostküste.

Gleich kommt der erste Ticketverkäufer auf uns zu, denn irgendwie muss man ja auf die Inseln kommen. Doch wir lehnen ab. Wir wollen uns erst mal einen Überblick verschaffen.

Von der Busstation aus brauchen wir etwa zehn Minuten zu Fuß zum Hafen . Natürlich bieten auch etliche Taxifahrer ihre Hilfe an, doch wir lehnen dankend ab.

Es stellt sich heraus, dass die früh aufgestandenen Ticketverkäufer illegal Tickets verkaufen. Um auf die Perhentian Islands reisen zu dürfen, müssen Touristen nämlich eine Gebühr bezahlen. Diese lässt sich umgehen, wenn man vor der offiziellen Öffnungszeit mit einem dieser illegalen Shuttle fährt.

Allerdings verkaufen sie nur Tickets in eine Richtung, während alle anderen Anbieter immer gleich ein Hin- und Rückticket verkaufen. Ohne Rückfahrschein kann man wohl Probleme bekommen.

Wir warten also lieber bis der Hafen tatsächlich aufmacht und kaufen ganz normale Tickets von dem Anbieter, den uns das Ressort, das „Mari Mari“ empfohlen hat.

Endlich geht es dann los und das Speedboot braust über die Wellen. Wir grinsen, den Wind in den Haaren zu spüren ist einfach schön.

Das Boot ist voller Touristen, die nach und nach an Anlegestellen und Stränden abgesetzt werden. Manche Ressorts sehen verlockender aus, andere weniger.

Wir sind sehr gespannt.

Schließlich kommen einige Hütten in grünem Dickicht in Sicht. Das könnte es sein. Aus der Ferne bin ich mir aber nicht ganz sicher.

Am gleichen Strand liegen auch noch zwei weitere Ressorts, die weniger idyllisch erscheinen.

Am Strand springt ein Junge in ein kleines Bötchen und kommt zu uns gefahren. Nun müssen wir umsteigen und kurz darauf setzt er uns am Strand ab.

Er gehört zum benachbarten Ressort und ist sofort wieder verschwunden. Wir betreten den Bereich des Mari Mari. Einfache Konstruktionen aus Treibholz, alten Tauen und Bojen erwarten uns.

Perfekt.

Man könnte glatt glauben, wir seien hier gestrandet und die Hütten seien die Überreste unseres Schiffes. Drum herum nur Palmen.

Auch wenn dieser Tagtraum sich auf räumlich einen ziemlich kleinen Bereich beschränkt. In beiden Richtungen des Strandes jeweils bis zum nächsten Ressort. Doch da man keines davon vom Mari Mari aus direkt sehen kann, ist das kein Problem.

An einem Tisch, der nur aus einer großen Holzplatte besteht, die an vier Tauen von der Hüttendecke herabhängt, sitzt schon eine andere Familie.

Wir stellen uns vor und fragen, ob wir ihre Nachbarn sein werden.

Sie sind sehr nett, reisen aber in ein paar Stunden ab. Wir sind ihre Nachfolger und müssen noch etwas warten, bis wir unsere Hütten beziehen können.

Also bestellen wir erst mal etwas zu essen. Ein junger Malaysier mit breitem Lächeln nimmt unsere Bestellung auf.

Alles schmeckt fantastisch und wir sagen sofort für das Abendessen zu. Es ist zwar nicht ganz billig, aber wir sind nun eben auf einer wirklich kleinen Insel, da ist alles etwas teurer.

Das Abendessen, so wird uns erklärt, sei jeden Tag anders. Wir wissen also nicht, was es geben wird uns lassen uns einfach überraschen.

Sandkunst und Früchte

Während wir auf unsere Hütten warten, beschließt Kilian, dass er nun auch eine Sandburg bauen will.

Wir haben nämlich schon viel von unseren Skulpturen in Australien erzählt.

Dario und ich sind erst weniger motiviert, doch bald schon packt auch uns die Kreativität und wir wühlen alle mit Händen und Füßen im Sand.

Ein kleiner Junge, der zu der abreisenden Familie gehört, ist ganz begeistert und hilft schon bald fleißig mit. Leider müssen sie gehen, bevor das Werk vollendet ist.

Über die Sandkunst kommen wir auch gleich in Kontakt mit den beiden Malaysiern, die hier arbeiten. Sie bringen uns sogar verschiedene wild wachsende Früchte zum Probieren.

Es gibt eine kleine Frucht, die vom Aussehen her eine sehr helle, wässrige Paprika sein könnte aber eher (nur ganz zart) nach Apfel oder Birne schmeckt.

Auch kleine, etwas bittere Mangos gibt es zuhauf. Ich liebe sie.

Als die beiden Malaysier sehen, mit welcher Begeisterung ich futtere, warnen sie mich gleich vor Durchfall. Ich soll es nicht übertreiben.

Als wir fertig sind, gehen wir schwimmen, duschen und beziehen unsere wunderbaren Hütten.
Allerdings entscheiden wir uns für die günstigen, recht schlichten Hütten. Für etwas mehr Geld kann man auch das Baumhaus oder die Wurzelhütte haben. 
Letztere steht allerdings unter dem Mangobaum, da kann es zu dieser Jahreszeit schon mal laut werden, wenn die Früchte fallen.

Alles passt

Am Abend spielen wir Karten.

Es gibt ganz schön viele Moskitos hier, aber alle Betten werden von Moskitonetzen geschützt und da wir ja noch unser eigenes dabei haben, benutzen wir es für den Esstisch.

Die beiden Malaysier zeigen sich verständnisvoll und reichen alles unter dem Netz hindurch.

Da alle Gäste gleichzeitig das Abendessen serviert bekommen, lernen wir auch den einzig anderen Gast kenne, der nun noch da ist.

Es ist eine junge kanadische Pilotin namens Isabell, mit der wir uns sofort alle gut verstehen.

Als schließlich das Abendessen serviert wird, schweben wir auf Wolke 7. Es ist fantastisch.

Wir haben unser malaysisches Paradies gefunden!

Die Tage im Mari Mari verfliegen nur so.

Die Zeit verwischt zu einem farbigen Strom aus Sonne, Meer und gutem Essen.

Schnorcheln kann man direkt vor dem Ressort. Der Bereich ist abgesperrt, weshalb uns auch das große Boot nicht Strand absetzen durfte. Das Ergebnis sind viele schöne Korallen.
Besonders gerne beobachten wir die Clownfische, die ihre Anemonen nicht verlassen. Taucht man zu ihnen hinab, kommen sie einem oft ein wenig entgegen. 
Aber nie aus ihrer Anemone heraus. 

Auch einen kleinen Sandhai sehen wir ab und zu.

Ein paar Mal laufen wir in das muslimische Dorf, um ins Internet zu kommen. Dario und ich buchen mal wieder Flüge. Von Indonesien nach Australien und weiter nach Kanada.

Auf einem dieser Ausflüge finden wir heraus, wohin der Müll dieser Insel verschwindet.

 

Doch die meiste Zeit bleiben wir einfach im Mari Mari.

Es ist einfach zu schön, um es zu verlassen.

Buckelkopf-Papageifische

Wir machen einen tollen Schnorcheltrip mit, der uns an vier verschiedene Inseln bringt.

Den „Kapitän“ unseres winzigen Bötchens schätzen wir auf höchstens 14 Jahre. Er will uns sein Alter natürlich nicht verraten. Sorgen machen wir uns keine, er fährt gut.

An der ersten Insel sehen wir viele wunderschöne Korallen und bunte Fische.

  

An der zweiten Insel begeistern uns die großen Buckelkopf-Papageifische.

Der dritte Stop beschert uns einen gepunkteten Stachelrochen und Kugelfische. Letztere sind aber etwas scheu und verstecken sich sofort unter einem Felsen.

Als wir merken, dass uns der Kapitän schon zurückbringen will, bestehen wir noch auf das letzte Ausflugsziel, das für den Trip vorgesehen war.

An der großen Insel, Pulau Perhentian Besar, gibt es eine Bucht mit Riesenschildkröten. Kilian hat ja noch nie welche gesehen. Wir sehen einige und Dario taucht ziemlich tief zu einer hinab und schwimmt mit ihr.

Wir sind überaus zufrieden.

Kilian ist allerdings ganz schön erschöpft. Er war noch nicht oft tauchen.

Wir verlängern unseren Aufenthalt von drei auf sechs Tage.

Flieht ihr ruhig!

Einmal kommen noch zwei Backpackerinnen an, doch als sie die vielen Moskitos sehen, suchen sie schleunigst das Weite. Wir würden Fatah zwar noch mehr Kundschaft wünschen, sind aber trotzdem sehr zufrieden unser „privates“ Paradies behalten zu können. 

 

Fatah – die Seele des Mari Mari

Leider verlässt uns jedoch bald der junge Malaysier, der sich immer so nett um uns gekümmert hat. Daraufhin finden wir heraus, dass er ein Verwandter des älteren Malaysiers ist.

Dem älteren (aber auch nicht alt!), den wir irgendwie bisher für den Koch gehalten haben, gehört das Ressort.

Er ist sehr still, gibt aber bereitwillig Auskunft, wenn wir ihn etwas fragen.

Der junge Mann hat seine Aufgaben im Ressort nicht ernst genug genommen, deshalb hat der ältere ihn nach Hause nach Kuala Lumpur geschickt.

Nun lernen wir den Besitzer erst richtig kennen. Er heißt Fatah und ist eine ganz liebe Seele. Seine Frau und seine Kinder leben auch in Kuala Lumpur.

Er besucht sie nur ab und zu.

Ich lerne von Fatah, wie man alte Kokosnüsse öffnet. Denn die fallen überall um die Hütten herab. Während man junge Kokosnüsse einfach mit einer Machete aufschlagen kann, prallt diese von den vertrockneten, spröden Fasern der alten Nüsse einfach ab.

Man muss mit der Machete in die Fasern stechen, die Schale in Abschnitte zerteilen, bis sie aussieht wie eine Orange und dann Stück für Stück abhebeln.

Glücklich futtern wir das leckere Kokosfleisch.

Auch Fatah ist zufrieden, denn er verwendet die trockenen Fasern als Brennmaterial.

Es wird nicht langweilig

Wir bringen Isabell Monopoly Deal bei und spielen abends zusammen. Allerdings wird es noch viel lustiger, als wir zu einer Abwandlung von Activity übergehen. Jungs gegen Mädels und als einzige Kategorie Pantomime.

Wir sind sehr froh, dass wir nicht nur zu dritt hier sind.
Auf Dauer könnte es bestimmt recht anstrengend sein, mit einem Paar wie Dario und mir allein auf einer (fast) einsamen Insel zu sein. Zu viert ist es gleich viel netter.

Die Gegner schreiben Zettel mit Begriffen, die dann dargestellt werden müssen.

Wir lachen uns Tränen, bis wir kaum noch aufrecht sitzen können.

Ein andermal leihen wir alle zusammen zwei Kayaks vom nächsten Ressort und paddeln ein wenig die Küste entlang.

Wenn wir mal vor der Sonne aufwachen…

Am darauffolgenden Morgen wachen Dario und ich vor 6 Uhr auf und haben die selbe Idee.

Wir mieten nochmal ein Kayak und paddeln los. Einmal um die ganze Insel. Gute 13km.

Und das vor dem Frühstück!

Irgendwann fühlt es sich schon ganz schön weit an, aber wir wollen einfach nicht nochmal die gleiche Strecke zurück paddeln.

Als uns langsam die Kräfte verlassen, wechseln wir uns eine Zeit lang ab und hüpfen auch mal zur Abkühlung ins Wasser.

Wieder zuhause überraschen wir Kilian. Normalerweise schlafen wir um diese Uhrzeit noch tief und fest.

Dann gönnen wir uns ein riesiges Frühstück mit all unseren Lieblingsspeisen: Pancakes (die eher wie Crépes aussehen), Brot mit Rührei und Roti Canai. Zu Trinken frischen Wassermelonensaft und Mangosaft.

Perfekt.

Bis das der Flug uns scheide

Und wieder verlängern wir unseren Aufenthalt.

Da es keinen Geldautomaten auf den Inseln gibt, müssen wir schließlich sogar auf die große Insel und Geld von einem kleinen Shop holen.

Da die genau wissen, dass sie konkurrenzlos sind und die Fahrt aufs Festland nicht ganz günstig ist, nehmen sie saftige 10% Gebühren.

Aber selbst das ist es uns wert. Wir wollen hier nicht mehr weg.

Zudem haben wir natürlich unsere Schnorchel mitgenommen und nutzen den Ausflug um auch noch etwas an der „Fischbucht“ der großen Insel zu schnorcheln.

Verrückt, wie in dieser Gegend jedes Tierchen seinen festen Platz zu haben scheint.

Erst als unser Abflugdatum bedrohlich nahe rückt, entschließen wir uns abzureisen.

Zum Abschluss gönnt Dario sich noch eine halbe Stunde Wakeboarden.

Wir waren 18 Tage im Mari Mari.