Tag 142 – 155 (03. – 16.03.2017)
Felsen und Gischt
Eigentlich würde Dario gerne das Surfboard ausprobieren, also fahren wir an eine dafür als tauglich markierte Stelle (MapsMe weiß, wo man hin muss). Allerdings ist es so kühl und regnerisch, dass keiner von uns wirklich Lust hat, ins Wasser zu gehen. Und da, wo die anderen Surfer auf große Wellen warten, gehören wir natürlich auch noch nicht hin. Eher ans Ufer.
Also entscheiden wir uns erst mal spazieren zu gehen. Es gibt einen netten Weg zum Leuchtturm (Norah Head Lighthouse) der Landspitze. Viel begeisterter als von dem Turm, sind wir allerdings von den umtosten Felsen zu seinen Füßen. Hier spritzen die Wellen meterhoch auf.
Wir beobachten sie eine Weile und stellen uns dann dorthin, wo man nicht allzu nass wird, das Spektakel aber gut beobachten kann.
Ein einsamer Angler trotzt der Gewalt der Brecher und steht direkt an der Kante. Manchmal verschwindet er fast vollkommen in der tosenden Gischt, taucht aber zum Glück jedes Mal unversehrt und unbeirrt weiter dastehend wieder auf.
#Kommentar Dario: Der Angler spornt mich an, ich wage mich an die Kante der Klippe und genieße die Gischt. Als eine größere Welle auf mich zurollt, ergreife ich die Flucht. Trotz meiner schnellen Reaktion erwischt mich noch ein Teil der aufspritzenden Wassermassen und es wird kalt.#
Cave Beach
Wir kommen gerade passend zur Ebbe an und können die Höhlen erkunden, die vom Meer freigegeben werden. Sie erinnern uns an Wharariki Beach in Neuseeland. Allerdings ist das Gelände etwas kleiner, wodurch die Besucherdichte etwas höher ist.
Ein Fotograf, der jedem Sumoringer Konkurrenz machen könnte, lichtet ein mageres Model mit übergroßen Brüsten nacheinander in verschiedenen textilsparenden Badeanzügen ab.
Wir schauen dem skurrilen Geschehen ein paar Minuten zu, dann entscheiden wir, dass wir nichts gegen volle Busen haben, diese hier aber einfach zu groß sind und ziehen weiter.
Frühstück und Surfen
Morgens wechseln bei uns zwei Gerichte: Müsli mit Obst und Pancakes. Für die Herstellung letzterer habe ich ein Monopol, schließlich ist es das einzige Gericht, das ich wirklich zubereiten kann.
Auch beginnen wir, jeden Tag ein paar Stunden im Wasser zu verbringen. Sei es schwimmend direkt im Meer oder in einem der „Rockpools“. Das sind öffentliche Pools direkt am Meer, die mit Salzwasser gespeist werden, aber von hohen Wellen und unliebsamem Getier (vor allem Quallen) unbehelligt bleiben.
Zudem schauen wir Lernvideos für‘s Surfen an und beginnen mit Trockenübungen und schließlich auch im Wasser. Wobei ich letzteren Part erst mal Dario überlasse. Bevor ich mit dem Board in die Wellen gehe, muss ich erst mal endlich lernen, mir die Nase beim Tauchen nicht mehr zuzuhalten.
Etwas, das ich dank der riesigen Wellen fast jeden Tag üben kann. Zum ersten Mal in unserem Leben haben wir Wellen mit echten Schaumkämmen, die sich zu einem Tunnel überschlagen.
Und ich, die ich immer so gerne in den „großen“ Wellen geschwommen bin, muss feststellen, dass ich keine Ahnung hatte, was „groß“ bedeutet. Auf diesen Wellen kann man sich nicht mehr gemütlich auf und ab tragen lassen. Durch diese Wellen muss man hindurch tauchen oder sie schütteln einem die Luft aus den Lungen und pressen einen gegen den sandigen Grund.
Delphine
Einmal sind die Wellen besonders hoch. Selbst die meisten Australier bleiben dem Wasser heute fern. Aber einige wagen sich doch. Sie schwimmen ein Stück hinaus und betreiben dann das übliche „durch-die-Welle-tauchen“. Dario düst mit seinem Surfboard los und behauptet sich wie immer gegen die Wellen. Wenn auch surftechnisch wenig erfolgreich, da das Board als Übungsboard untauglich (viel zu klein) ist. Zum treiben lassen reicht es aber.
Ich bleibe erst mal draußen.
Doch dann kommen die Delphine. Fünf oder sechs von ihnen, die ziemlich nah an den Strand schwimmen. Immer wieder schimmern ihre Körper in den Wellen auf und manchmal springen sie.
Unentschlossen starre ich hinaus. Ich würde so gerne mit ihnen schwimmen. Und schließlich gebe ich mir einen Ruck und wate los. Mein Ziel ist eine Stelle, an der zwei nett aussehende, etwas rundliche Australier recht entspanntes Wellentauchen betreiben. Nicht weit von Dario, der im Gegensatz zu ihnen etwas beschäftigter wirkt, da er ja auch noch das Board hat. Die beiden sehen aus, als wüssten sie was sie tun und ich fühle mich sicherer, wenn jemand in der Nähe ist.
Ich erreiche sie, wir lächeln und die erste Welle lässt sich ganz gut nehmen. Doch dann kommt ein Set aus drei hohen Wellen. Ich sehe sie kommen und wünsche mich zurück ans Ufer. Aber ich kann ihnen nicht davonschwimmen. Wenn ich ihnen den Rücken zuwende, werden sie mich packen und nicht mehr loslassen. Dann habe ich verloren und ich will nicht wissen, was das mit diesen Monsterwellen bedeutet.
Ich konnte mir nie vorstellen, wie gute Schwimmer ertrinken können. Heute klärt sich diese Frage.
Als sich die erste der drei Wellen vor mir auftürmt, mache ich genau das, was man tun sollte: Ich tauche ab und schwimme los. Hinter dem Kamm tauche ich auf und schnappe nach Luft. Doch die nächste Welle ist schon fast da. Also nochmal. Und dann nochmal.
Nach diesen drei Brechern bin ich derart aus der Puste, dass ich mich in unterdrückter Panik zurück ans Ufer kämpfe. Da die Wellen nun wieder kleiner sind, geht das ganz gut.
Heil komme ich am Ufer an.
Dario würde die gleiche Szene wohl mit: Abtauchen, Auftauchen, Abtauchen, Auftauchen, und so weiter beschreiben. Für ihn scheint das alles gar kein Problem zu sein.
Den Rest des Tages genieße ich den Anblick der Delphine aus sicherer Entfernung. Um das Wellentauchen zu üben, warte ich lieber auf einen Tag mit kleineren Wellen. Ich bin nicht so der Typ für „Ein Fehler und du bist tot“. Natürlich kann man auch von so einer Welle durchgeschüttelt werden, ohne gleich zu ertrinken, aber ich verzichte darauf es auszuprobieren.
Die Australier am Strand kennen zudem viele gruselige Geschichten. Es sterben wohl tatsächlich immer wieder Menschen in diesen Wogen. Sei es, weil man sich den Kopf an einem Stein unter Wasser anschlägt, während man in den Fängen der Welle Saltos schlägt oder einfach, weil man es nicht mehr schafft rechtzeitig aufzutauchen.
Trotzdem behalten die Wogen ihren Reiz und das Tauchen durch sie hindurch auch.
Sugarloaf Point Lighthouse
Dieser als besonders schön gepriesene Leuchtturm wird seinem Ruf durchaus gerecht. Er liegt malerisch und an diesem Tage windumtost auf einer hohen Klippe. Wir steigen hinauf und genießen das Panorama.
Meine Haare flattern im Wind und die Sonne spielt mit den Wolken.
Es ist so schön, dass wir ein zweites Mal laufen, um unser Abendessen zu holen und hier oben zu dinieren. Thai-Käse-Spaghetti, eine delikate Improvisation von Dario.
Shit happens!
Tiefpunkt der bisherigen Reise
In Port Macquarie, einer netten kleinen Stadt, übernachten wir. Mal wieder frech in einer Seitenstraße. Am nächsten morgen schlafen wir lange und machen dann ein stundenlanges Pancake-Gelage am Meer. Die Wellen sind ganz angenehm und wir verbringen denn Mittag im Wasser.
Dario spielt mit seinem Surfboard und ich übe mal wieder Wellentauchen. Heute mit sehr angenehmen Wogen in seichtem Gewässer. Wenn ich keine Lust habe mich einer zu stellen, kann ich mich einfach aufrichten und sie zerbricht unter Brusthöhe.
Es klappt richtig gut und schließlich fühle ich mich sicher genug, um mal zu versuchen das Surfboard unter einer Welle hindurch zu bringen. Eine essenzielle Übung für‘s Surfen.
Ich stelle mich dabei nicht ganz so gut an, aber es funktioniert. Und auf den netten kleinen Wellen kann ich mich auch schön zur Belohnung treiben lassen.
Doch dann mache ich einen schlimmen Fehler. Ich entscheide mich, eine Welle nicht zu nehmen.
Diese Übervorsicht kommt daher, dass ich immer etwas Sorge wegen meinem Ohr habe, das letztes Jahr operiert wurde.
Doch statt das Board hochzuheben lasse ich es los (vermeintlich weit genug hinter mir) und statt aufzustehen, tauche ich ab. Und schütze meinen Kopf nicht. Und das Board wird von der Welle erfasst, in sie hineingezogen und dann kracht es gegen meinen Kopf. Genau gegen das Ohr.
Ich höre ein Dröhnen und dann nicht mehr viel. Keuchend schnappe ich mir das Board und verlasse das Meer. Dario kommt mir entgegen und ich erkläre ihm was passiert ist.
„Du blutest!“, sagt er deutet auf das Ohr. Scheiße!!!
Wir fahren in die Notaufnahme, zur Glück ist das Krankenhaus nicht weit weg. Verhältnismäßig schnell komme ich dran. Vielleicht auch, weil ich wegen meines operierten Ohres so aufgelöst bin. Kaum schaffe ich es vernünftige Angaben zu machen, rede nur von „I hit an edge“.
Die nette Schwester kann jedoch nicht viel erkennen, weil das Ohr so geschwollen ist. Daher ist sie nicht sicher, ob es sich um eine äußerliche oder innerliche Verletzung handelt. Ich soll nächste Woche nochmal zum Arzt gehen.
Das Einzige, was sie mir anbieten können, ist Schmerzmittel. Ich lehne danken ab.
Zum Glück habe ich in solchen Situationen einen fantastischen Ansprechpartner. Er ist ein alter Freund von Pino und dank ihm ist mein Ohr überhaupt operiert worden. Wenn sich einer gut mit Ohren auskennt, dann ist er es. Ich rufe ihn an und er beruhigt mich, dass der Prothese wahrscheinlich gar nichts passiert ist. Das kann ein Hörtest zeigen und der macht erst Sinn, wenn die Schwellung weg ist.
Also abwarten und Tee trinken…
Da es schon spät ist, übernachten wir nochmal in Port Macquarie.
Am nächsten Morgen machen wir wieder Pancakes, diesmal jedoch mit weniger guter Stimmung. Danach besuchen wir das Koala-Hospital und sehen zum ersten Mal die süßen Faulpelze. Ein jeder sitzt auf seinem Baum und schläft.
Aber warum schlafen Koalas eigentlich so viel?
Um genau zu sein schläft ein Koala 18-22 Stunden pro Tag. Da die putzigen Tierchen zudem nachtaktiv sind, ist es kein Wunder, dass wir sie in diesem wenig spannenden Zustand antreffen.
Der viele Schlaf hängt damit zusammen, dass die Verdauung der giftigen Eukalyptusblätter viel Energie kostet aber nicht viel liefert. Also muss Energie gespart werden. (Quelle: Australian Koala Foundation)
Fazit: Koalas sind echt süß, aber total langweilig.
Magie des Sandes
Am selben Tag kehren wir zurück an den Strand, an dem mir gestern das Missgeschick passiert ist. Da ich das Wasser nun natürlich meiden soll, beginne ich einen Menschen aus Sand zu bauen. Einen sterbenden, der eine Hand nach dem Meer ausstreckt.
Dario ist das Motiv zu umständlich, er macht lieber große oder Raumgreifende Projekte. Während ich also an den Gesichtszügen modelliere, baut er eine dicke Kugel. Nicht einfach mit Sand. Doch irgendwann zerbricht eine Seite.
Wir schauen uns an und denken nach. Wir möchten unsere Werke gerne verbinden. Schließlich entscheiden wir uns für eine Seeschlange, die auch der Kugel (Ei) kommt und sich um den Menschen windet.
Gesagt, getan. Die Szene nimmt schon bald Gestalt an.
Während wir das Werk immer weiter und weiter entwickeln, kommen immer mehr Menschen vorbei. Es ist Freitagnachmittag. Eine Fotografin, die mit ihren Kindern da ist, macht Aufnahmen von uns und bietet an, sie uns zu schicken.
Ein älteres Ehepaar, das uns schon seit Stunden aus seiner Wohnung beobachtet hat, stattet uns einen Besuch ab und ist ganz begeistert.
Eine junge Frau macht ganz viele Fotos und sagt, dass sie die ihrer alten Mutter zeigen möchte, die so etwas noch nie gesehen hat und leider die Wohnung nicht mehr verlassen kann.
Und schließlich taucht sogar die Presse auf – in Form eines Fotografen von der örtlichen Zeitung.
Er macht Fotos und bittet um unsere Telefonnummer, damit sein Kollege uns am nächsten Tag interviewen kann.
Hier der daraus entstandene Artikel.
Als es dunkel wird, sind wir schließlich ganz fertig mit dem Werk. Doch während wir noch am Strand zu Abend essen, tapsen schon die ersten Jugendlich auf unserer Kunst herum. Einen rüge ich dafür und danach sehen wir niemanden mehr zu nahe kommen. Schließlich gehen wir schlafen.
Eigentlich wollen wir morgen weiter.
Erneuerung
Doch Dario möchte sehen, was übrig geblieben ist und so fahren wir nochmal zum Strand. Da Samstag ist, ist schon recht viel Betrieb und wir treffen auch Leute, die wir schon von gestern kennen und die auch extra da sind, um das vollendete Werk oder seine Überreste zu sehen.
Da können wir es uns nicht verkneifen und tun etwas, das wir eigentlich nie wollten: Wir reparieren.
Es ist noch fast alles da und vor allem die zeitaufwändigen Elemente wie die Gesichter sind erhalten. So brauchen wir nur ein paar Stunden. Wir schreiben der Fotografin eine SMS, dass wir das Werk vollenden und sie nimmt sich trotz anderer Aufträge Zeit um erneut Fotos zu machen.
Mein Ohr fühlt sich auch schon viel besser an und ich höre zumindest wieder ein wenig.
Sehr zufrieden fahren wir weiter.
Jakob – drittes Treffen
Es stellt sich heraus, dass Jakob uns fast eingeholt hat und wir verabreden uns in Coffs Harbour. Er muss aber noch ein Stückchen fahren, also spazieren wir noch alleine auf die kleine Insel „Mutton Bird Island“, die durch einen Steg mit dem Festland verbunden wurde. Hier nisten Vögel im Erdreich und wir können mancherorts die flauschigen Küken erspähen.
Den Nachmittag verbringen wir dann alle zusammen am Strand und beenden den Tag mit einem Pancake-Gelage.
Während die Jungs alles vorbereiten, baue ich sandige Kommunionswünsche für Rebecca, eines meiner beiden geliebten Patenkinder.
Byron Bay
Am nächsten Morgen fahren wir alle nach Byron Bay. Hier findet man extrem viele Touristen und jede Menge Hippies. Und gute Wellen um Surfen zu üben.
Aber das muss Dario nun natürlich alleine tun. Ich bleibe wegen meinem Ohr draußen. Es tut mittlerweile mehr weh als am Anfang. Das Wetter ist ohnehin eher regnerisch.
Als es später aufklart, kommt Jakob dazu und wir bauen ein neues Sandkunstwerk.
Abschied
Jakob möchte noch einen Tag in Byron Bay bleiben, aber uns zieht es weiter. Hier sind zu viele Touristen und die paar Leute mit Feuerstäben, die wir gesehen haben, sind alle eher noch im Anfangsstadium. Gerne würden wir hier zwar das wöchentliche Jongliertreffen besuchen, doch das war vorgestern und fünf Tage warten wollen wir sicher nicht. Vor allem, da es hier nicht möglich ist sich mit dem Auto einfach irgendwo hin zu stellen. Es gibt einfach zu viele Touristen und dementsprechend stehen überall Verbotsschilder und es wird kontrolliert.
So verabschieden wir uns einmal mehr von Jakob.
Arztbesuch
In einer Stadt namens „Surfers Paradise“, mache ich einen Termin beim Arzt aus, um mein Ohr überprüfen zu lassen. Es tut mittlerweile höllisch weh und weckt mich sogar nachts.
Ergebnis: Ohrenentzündung. Ansonsten aber wahrscheinlich alles in Ordnung. Er will mir ein Antibiotika verschreiben, doch von meiner Erziehung her bin ich sehr kritisch gegenüber diesem Medikament. So einigen wir uns auf antibiotische Ohrentropfen. Etwas besser.
Noch am gleichen Abend kaufen wir die Tropfen und ich beginnen mit der Anwendung.
Brisbane
Am nächsten Tag machen wir die letzten Kilometer nach Brisbane und fahren schweren Herzens an den großen Funparks vorbei. Mein Ohr wird eher schlimmer und so habe ich keine Lust auf Action. Obwohl die Parks wirklich toll aussehen.
Stattdessen fahren wir in Brisbane mit dem kostenlosen Flussschiff und besuchen zwei Botanische Gärten. Vor allem der zweite, der Mount Coot-tha Botanic Gardens, gefällt uns gut.
Leider sind die Fotos be mir nicht angekommen!!!
Vielen Dank fuer den Hinweis!!!!
Ich konnte den Fehler jetzt beheben und alle Fotos sollten sichtbar sein 🙂